Dritter oder vierter Weltkrieg?




Dritter oder vierter Weltkrieg?

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » So 9. Dez 2007, 09:51

In "Prophet des nächsten Weltkrieges" (ZEIT Nr. 44 vom 25.10.2007, 'Politik') fordert der neokonservative New Yorker Intellektuelle Norman Podhoretz eine neue Interpretation der jüngsten Weltgeschichte. Er versuchte im privaten Gespräch mit Bush, aber auch mit Hilfe seiner Zeitung 'Commentary' das Szenario plausibel zu machen, dass es vier Weltkriege gegeben habe bzw. gebe. Im 1. Weltkrieg sei gegen den Imperialismus zu Felde gezogen worden, im 2. gegen den Faschismus, im 3. gegen den Kommunismus (den sog. Kalten Krieg nennt er 3. Weltkrieg) und im 4., der seit des Zusammenbruchs der Sowjetunion begonnen habe, gegen den Islamofaschismus. Die 'Kriege' gegen Afghanistan, Irak und der Libanonkrieg Israels seien nur Schlachten des 4. Weltkrieges gewesen. Podhoretz setzt sich nun vehement für die Bombardierung Irans ein, um die von ihm vertretene Logik fortzusetzen und in der Realität zu bestätigen.

Mein Kommentar: Podhoretz macht sich hier die Erkenntnis zu Nutze, dass kein Mensch weiss, was die Realität wirklich ist, und dass es deshalb darauf ankomme, die Welt so zu interpretieren, wie es den eigenen Interessen am förderlichsten ist. Schließlich leben wir nicht in 'der Welt', sondern in unserer Interpretation. Wir erleben nicht, was ist, sondern was wir glauben.

Wir sollen also glauben, uns in einem 4. Weltkrieg zu befinden. Warum? Nun, weil die USA jährlich 500 Milliarden Dollar (so las ich kürzlich) in die Rüstung stecken. Diese 500 Milliaden fehlen dem Land, um im Wettrennen der Volkswirtschaften ganz vorne mitstreiten zu können. Ökonomisch haben die USA gegen Wirtschaftsgroßmachten wie Europa, China, Südostasien, ja selbst Russland, keine Chance wegen des permanenten Aderlasses in eine vollständig inproduktive Hochrüstung. Podoretz hat offensichtlich erkannt, dass sich die USA diese unproduktive 'Ressource' nicht leisten kann - es sei denn, sie werde in einem Weltkrieg produktiv gemacht, indem man die Waffen nutzt, um andere Länder auszuplündern und wirtschaftlich zurückzuwerfen. Poduretz hat erkannt, dass ein Schaf, das seinen Darm um die Hälfte verkürzt, Krallen aus den Hufen formt und sich Reißzähne zulegt, nicht länger Gras fressen kann, sondern auf Raubzug gehen muss. Raubzüge sind nicht ohne Beute möglich. Etwas muss zur Beute deklariert werden. Aus diesem Grund definierte Podhoretz ein undefinierbares Konglomerat aus diversen Interessen als Islamofaschismus - und Hokuskokus: schon haben wir die nächste Beute ausgemacht. Fortan sind die US-Waffen wirtschaftlich produktiv einsetzbar.

Das alles hat Logik. Trotzdem dürfen wir uns dieses Weltmodell nicht aneignen. Wir leben stets in gedeuteten Welten. Darum gilt es, eine intelligentere Deutung zu kreieren. Darum geht es mir in diesem Forum. Vielleicht könnt ihr mir durch eure konstruktive Kritik dabei helfen.

Dieses Forum ist eine Fortführung meines Zeitblogs http://die-zeit.blog.de , das jedoch allzusehr auf die ZEIT fixiert war und andere Informationsquellen ausschloss. Außerdem eignete sich der Zeitblog nur schlecht für Diskussionen.

jo
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Re: Dritter oder vierter Weltkrieg?

Ungelesener Beitragvon manne » Di 22. Jan 2008, 20:40

manne
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Re: Dritter oder vierter Weltkrieg?

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Mi 23. Jan 2008, 10:29

Hallo Manne,

ich fürchte, du hast deine Links an die richtige Stelle gesetzt! Was da abgeht, ist Krieg! Krieg gegen die Menschheit und gegen die Natur. Das ist schlimmer als die Atombombe!! Ich glaube nicht, dass ich übertreibe.

Und was erlebe ich in Imkerforen? (Bsp: http://bien-milb.de/viewtopic.php?t=41& ... c&start=15 ) Nichts als Desinteresse! Nicht einmal die mögliche künftige Monsantobiene interessiert die (in den Foren auftretende) Imkerschaft. Was heute mit Schweinen gemacht wird, wird morgen mit der Biene gemacht! Das ist sicher. Wie war es den Großmanipulatoren bloß möglich, dieses eklatante Desinteresse in die Köpfe der Imker zu implantieren? Mein Boycottaufruf gegen GVO-zensierte Imkerforen stößt auf Desinteresse und Spott. Wie ist sowas bloß möglich? Ich habe Angst, dass wir hier bald wieder eine menschenverachtende Diktatur bekommen. Warum - Weil die Mehrheit der Menschen sie offenbar VERDIENT hat! Wer jetzt nichts tut gegen diese verbrecherischen Methoden der genmanipulierenden Industrie, hat nichts Besseres verdient, als deren Sklave zu sein. Wir müssen alle genetisch veränderten Produkte strikt boycottieren. Wir müssen unseren Politikern, Imkerverbandsfunktionären und Bienenwissenschaftlern Druck machen, dass sie es nicht mehr wagen, zu lügen!
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Re: Dritter oder vierter Weltkrieg?

Ungelesener Beitragvon manne » Mi 23. Jan 2008, 11:09

Hallo Joachim,

so, wie diese Konzerne vorgehen dürfen, braucht es keinen Diktator mehr. Deren Diktate wirken schon.
Mein Vater sagte bereits vor 40 Jahren zu mir, wer sich erlaubt, über die Generation zu urteilen,
die den 2. WK erlebte, möge sein eigenes Tun besonders sorgfältig beurteilen...
Es scheint so, dass die Hänschens das Glück dieser Mächtigen sind.

Eben sehe ich einen Beitrag, der auch dieses Thema tangiert: 39819462nx5152/bienen-und-imkerei-f9/gruene-woche-berlin-2008-t79.html#p207
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Re: Dritter oder vierter Weltkrieg?

Ungelesener Beitragvon manne » Mi 23. Jan 2008, 23:56

Der Schutz genveränderter Pflanzen wird gut organisiert und wie hier gelegentlich großzügig gehandhabt:

http://www.vg-frankfurt-oder.brandenbur ... ternet.pdf

Von auf dem Hof des Bauen festgehaltenen soll berichtet worden sein, die Bauernfamilie habe Schützer
auf ihrem Hof mit Kaffee bewirtet.
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Re: Dritter oder vierter Weltkrieg?

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Do 24. Jan 2008, 11:39

Mich erinnert die rücksichtslose Durchsetzung GVO - genveränderter Organismen - an die 60er Jahre, als die Pharmaindustrie im Verein mit den Banken die Bauern ZWANG, Gift auf ihre Felder zu sprühen. Wie mir ein Landwirtschaftsexperte (von der Landwirtschaftskammer RLP) in einem persönlichen Gespräch versicherte, weigerten sich die Bauern vehement, DDT, E 605 und dergleichen zwecks Schädlingsbekämpfung auf ihre Felder zu verteilen - bis ihnen eröffnet wurde, dass sie keinerlei Bankkredite mehr bekämen, wenn sie es nicht täten. Schließlich sei die Rückzahlung der Kredite unsicher, wenn sie herkömmliche landwirtschaftliche Methoden weiterhin anwenden würden. Der Experte sagte: "Da wurden tausende bäuerliche Existenzen vernichtet!"

joachim
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Re: Dritter oder vierter Weltkrieg?

Ungelesener Beitragvon manne » Do 24. Jan 2008, 17:26

Derartige Vorgehensweisen kommen im Ergebnis den Zwangskollektivierungen gleich.
Nein, sie übertreffen sie hinsichtlich der Auswirkungen, weil sie in Einzelfällen wohl
auch bis zur Existenzvernichtung führten.

Manne
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Re: Dritter oder vierter Weltkrieg?

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Do 24. Jan 2008, 18:24

Existenzvernichtend wird auch http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 38,00.html werden. Wird bei einem Kind zB festgestellt, dass es mit 90 % iger Wahrscheinlichkeit mit 30 eine schwere erblich bedingte Krankheit bekommen wird - wer wird diesem Kind, wenn es erwachsen geworden ist, die Möglichkeit, zu studieren und einen anständigen Beruf auszuüben, geben? Wer wird es noch heiraten wollen? Und vor allem: Welche Krankenkasse wird für die Kosten aufkommen? Ich wette, die KK werden das Kind nicht in ihren Versicherungsschutz aufnehmen, und sie werden sogar den Eltern die Versicherung kündigen, falls sie das Kind nicht abtreiben.

Um derartige Horrorszenarien zu vermeiden, sollte es ERSTE Bürgerpflicht sein, diese Gensequenzierer öffentlich an den Pranger zu stellen, und sie an ihrer Arbeit zu hindern, wo es nur möglich ist.

Zitat aus dem Artikel: "Der Bio-Unternehmer Craig Venter hat bereits angekündigt, man werde demnächst das erste vollständig im Labor hergestellte, künstliche Lebewesen präsentieren. Das Genomzeitalter hat begonnen - und es ist nicht mehr aufzuhalten."

Das wird die Hölle für alles natürlich Geborene, denn die Konzernbosse können sich dann ihre Sklaven selber züchten und brauchen keine natürlich Geborenen mehr, die sie dann mit absoluter Sicherheit ausrotten werden. - Absolut sicher, weil das ihrer Logik entspricht.
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Re: Dritter oder vierter Weltkrieg?

Ungelesener Beitragvon manne » Do 24. Jan 2008, 19:43

Dazu eines meiner Lieblingszitate, leider:

„Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht, denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht; Drum besser wär's, dass nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, mein eigentliches Element.“

Leider passt das alles logisch zueinander.
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Re: Dritter oder vierter Weltkrieg?

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 25. Jan 2008, 22:15

Wenn man von der Sozialen Marktwirtschaft (= Rheinischer Kapitalismus) das Soziale eliminiert, bleibt die sogenannte Freie Marktwirtschaft übrig, und die ist vom Teufel.
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