Hallo Joachim,
deine Hoffnung, dass noch nicht alle Bienen "genetisch zu verkümmert" sind, belegen inzwischen, wenn auch noch zaghaft die sich mehrenden Hinweise auf Erfolge auf dem Weg zur Varroatoleranz. Dass dabei nicht ganz identische Richtungen eingeschlagen werden, stimmt besonders hoffnungsvoll. Niemand kennt den Königsweg; es weiß auch niemand, ob es den hierfür überhaupt gibt.
Vor einiger Zeit notierte ich folgendes:
Varroatoleranz Standvölker
Üblich ist die Auffassung, Überlebensversuche müssten mit einer größeren Völkerzahl begonnen werden. Diese Konzeption war bisher aber wenig erfolgreich. Auf Unije überlebte nur ein Volk, das von Kefuß …(Jungels?) Was im Anschluss daran mit ihm in einem deutschen Institut unternommen wurde, liegt weitgehend im Dunkeln.
Daraus scheint hervorzugehen, dass es neben den Eigenheiten der Milben auch auf eine genetische Veranlagung des Biens ankommt, die es ihm gestattet, vom Milb akzeptiert zu werden, ganz gleich, wie das sich vollziehen mag.
Nachzuchten von den überlebenden Gotlandvölkern konnten sich in Deutschland bisher nicht behaupten. Aber auch auf Bornholm lebende varroaresistente Völker vermochten die Eigenschaft in Deutschland bis auf Ausnahmen nicht aufrecht zu erhalten.
Diese Umstände bestätigen, was ich schon länger vermute, Varroaresistenz scheint zumindest zunächst nur regional etablierbar zu sein. Die Gründe dafür wurden hier im Forum schon angesprochen. Ergänzend möchte ich hierzu auf J.v.Praagh hinweisen:
http://www.buckfast.de/de/pdf/BI3-03.pdf .
Insbesondere die Ausführungen zum Ökotyp unterstreichen die Wichtigkeit einer örtlich angepassten Biene.
Hierzu passt auch ein Aufsatz von Thomas Kober zur Varroatoleranzzucht aus 2001:
http://www.buckfast.de/de/pdf/BI3-01.pdf .
Es könnten, zumindest vorübergehend, regionalspezifische varroatolerante Bienenpopulationen notwendig werden. Deshalb sollte darüber nachgedacht werden, ob es auch regionalspezifische Varroapopulationen, in Verbindung mit Viren- und anderen Schadpotenzialen unter den Varroen geben könnte. Doch mit dieser Hoffnung wäre bereits der nächste „Pferdefuß“ verbunden, denn die Verbreitung spezifischer Varroamilben, u.a. durch Wanderungen mit den Bienen, wird wesentlich anders verlaufen als die Verbreitung spezifischer Abwehrmechanismen unter den Völkern. Insofern könnten Bienenwanderungen, zumindest während der Anfänge der Etablierung von Varroatoleranz in den Völkern eines Standes zu Gefährdungen oder sogar zu Rückschlägen beim Aufbau von Varroatoleranz am jeweiligen Zielstandort der Wanderung führen.
Inwieweit sich Varroatoleranz in Wandervölkern aufbauen lässt, bedarf gesonderter Erfahrungen und Überlegungen, vermutlich auf der Grundlage von Völkern, die sich als Standvölker über Jahre als varroatolerant erwiesen haben.
Der Weg zu Varroatoleranz ist steinig und unberechenbar. Rückschläge sind auch nach einer Reihe erfolgreicher Jahre nicht auszuschließen, wobei neben der Varroa auch völlig andere Fartoren eine Rolle spielen können.
Allgemein gilt, wo Risiken sind, dort sind auch Chancen. So ist nach meinem Verständnis auch ein Jahr mit hohen Völkerverlusten zu beurteilen. Was überlebt hat (Biens, Milbs), könnte erfolgversprechende Ansätze für weitere Eigenschaften besitzen, die für die Gestaltung der Balancemechanismen notwendig sind.
Letztendlich ist es auch völlig gleichgültig, ob wir wissen, was sie tun und wie sie es tun, wenn sie tun. Als schädlich erachte ich es aber, die Mechanismen vorschreiben zu wollen und als verwerflich, danach zu selektieren.
Was den Ruf gewisser Imker anbelangt, der ihnen vorauseilt, meine ich, dass darunter auch Geizkragen, Knickhälse usw. sind...
Gruß
Manne