hanjoheyer hat geschrieben:...Die moderne Medizin ermöglicht es vielen Menschen, krankmachende Lebensverhältnisse eine Zeit lang auszuhalten. Sie verhindert, dass der Kranke seine Lebensumstände ändert und sich eine gesunde Lebensweise aneignet. Langfristig schadet sich der Mensch mit dieser symptombehandelnden Medizin. Die Chirurgie möchte ich aus dieser Kritik herausnehmen. Sie sehe ich ausschließlich positiv. Aber wenn ich zB gestresste Leute sehe, die statt Pausen einzulegen lieber eine Kopfschmerztablette einnehmen, sehe ich mich im Urteil bestätigt, dass viele Arzneien nur das falsche Leben verlängern und zu chronischen Krankheiten führen - an denen die Medizin noch mehr Geld verdient.
Hallo Jo,
dein obiges Urteil über die Chirurgie möchte ich insoweit relativieren, als sie auch an der Behandlung von Folgen der insgesamt sittenwidrigen Anforderungen unserer Gesellschaft gegen Teile ihrer Mitgliederschaft mitarbeitet, wobei die Chirurgen selber -eingedenk ihres Personals- natürlich auch Teile dieser Gesellschaft sind...
Was das eigentliche Geldverdienen in der Medizin anbelangt, ist das Erscheinungsbild auch dort uneinheitlich.
Durch Zufall stieß ich auf die Problematik psychischer und psychosomatischer Erkrankungen. Sie scheinen die Umschreibung dessen zu sein, was du mit den Folgen krankmachender Lebensverhältnisse ansprichst. Dabei ist es leider nicht so, dass es ausschließlich um den Mut zur Alternative (z.B. Pause) geht. Es ist, für den Betroffenen der individuelle Zeitpunkt, ab den er sich zu einem Leistungsmaß zwingen muss, dem er aus einer Vielzahl von Gründen nicht mehr gewachsen ist. In vielen Fällen sind es nicht fachlicher oder persönlicher (auch familiärer) Stress allein; sie potenzieren sich auch gegenseitig. Ist ein "kritisches Ausmaß" erreicht, schließt sich die Chance, die Alternative (z.B. Pause) zu wählen aus. An dieser Stelle beginnt der unheilvolle Weg der Aufzehrung persönlicher Leistungsreserven. Die "Stimulatoren" (Medizin i.w.S.) lenken den Weg über die Seele (psyche) hinaus, in den Körper (soma), schließlich bis tief in beider Substanz hinein. Das ist die Folge des eigentlichen Elends dieser Gesellschaft, ihrer Geilheit darauf, alles zu vermarkten.
Das Wissen darüber ist nicht neu. Der, der es formulierte, wurde und wird gescholten, wie das Gespenst, das er einst beschrieb..., das selber schon -bis auf Reste- Geschichte wurde.
Aber nun zurück zur Problematik psychischer und psychosomatischer Erkrankungen. Ihre Ausmaße werfen ein Schlaglicht auf unsere Zeit:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=51735Das folgende Zitat aus obigem Link macht die Relevanz des Themas deutlich:
Die dramatische Zunahme psychischer und psychosomatischer Erkrankungen – sie sind in-
zwischen die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeitstage und Frühberentungen – erforderte die Beschäftigung mit dem Thema auf einem Ärztetag.