Di 11. Dez 2007, 11:11
Es ist ein bißchen blöd, dass wir hier geich zu Beginn beim schwierigsten aller Themen gelandet sind. Aber was soll's, jetzt sind wir dabei und versuchen mit der Sache zurandezukommen.
Mir half bei der bildlichen Vorstellung des Problems immer die Erkenntnis, dass das Gehirn vollkommen von einer Knochenschale umschlossen ist und keine Verbindung zur Außenwelt hat. Die lichtdurchströmte Welt, die wir 'sehen', ist Produkt dieses Gehirns und ist im Gehirn lokalisiert. Das Gehirn unterscheidet zwischen selbstproduzierten Informationen und nicht selbstproduzierten. Die nicht selbstproduzierten Informationen werden als von einer Außenwelt kommend interpretiert und in ein kognitives virtuelles Außen projiziert. Die selbstproduzierten Informationen werden als eigene Gedanken in eine virtuelle kognitive Innenwelt projiziert.
Mit anderen Worten: Wenn ich mir zB eine Tasse anschaue, sind Zimmer, Tasse, ich, Licht und das Sehen in meiner Sehrinde lokalisiert. Die Augen schauen nicht nach draußen; sie schauen bloß ins virtuelle Draußen. Vom echten Draußen kommen bloß irgendwelche unbekannte Störungen meines kognitiven Gleichgewichtsystems. Diese Störungen werden im Abgleich mit meiner starren virtuelllen Welt zu Informationen, die dann die starre Welt aktualisieren. So kommt Bewegung in meine Welt. Sie verändert sich.
Welcher Art sind nun diese Störungen? - Nun, sie sind m.E. Softwarepakete. Ich bin auf diese Idee gekommen, weil ich die Möglichkeit hatte, Umgang mit Schizophrenen zu haben. Wenn sie einer fremden Person ansichtig wurden, bildete sich in ihren Gehirnen blitzschnell ein Abbild dieser Person. sie kann sie sich fortan vorstellen. Bis jetzt ist noch alles normal. Auch gesunde Menschen machen sich ein Bild der anderen Person und können sie sich dann bildlich vorstellen. Sie können auch von dieser Person träumen.
Bei Schizophrenen kommt nun hinzu, dass dieser Vorstellungskomplex - Softwarepaket - ein autonomes Unterprogramm im Programm des eignene Geistes/Selbstes bildet, mit eigenen Gedanken, Vorstellungen, Gefühlen usw.. Dieses Unterprogramm, früher nannte man das dämonische Besessenheit, sucht nach einer Möglichkeit, den Körper zu kontrollieren. So kann es passieren, dass die Person plötzlich ihren Charakter ändert, und dass diese einstige Vorstellung einer fremden Person vor dem 'inneren Auge' zum Haupt-Bewusstsein des Schizophrenen wird.
Beispiel: Der Schizophrene trifft bei einer Kundgebung einen prominenten Politiker. Dieser strahlt Anerkennung und Autorität aus, wonach sich der Kranke sehnt. Das beeindruckt den schizophrenden derart, dass er sich diesen Politiker immer wieder bildlich vorstellt, mit ihm spricht, usw.. Dadurch entsteht im Gehirn des Schizophrenen ein Unterprogramm, das diesen Politiker simuliert. Es entsteht ein zweites Ich. Und wenn das Politiker-Ich im Schizophrenen stark genug ist, wandelt sich mit einem Ruck die Persönlichkeit des Kranken in die des Politikers. Plötzlich sagt der Kranke dann: "Ich bin Napoleon! (oder Bunsekanzler Kohl)"
Wir machen es ähnlich, nur dass wir es nicht zulassen, dass Napoleon oder Kohl unser Ich übernimmt. Trotzdem spuken sie als Geister in uns herum. Wenn ich nun an dich denke, spukt ein Dämon von dir in meinem Geist herum. Dieser Dämon wird ständig aktualisiert, zB indem wir hier korrespondieren. Ich forme diesen Dämon, aber auch du hast Einfluss auf ihn. Dieser Dämon ist einer von Zehntausenden in meiner Seele. Dämonen sind Softwarepakete.
So in etwa stelle ich mir vor, wie wir beide als zwei solipsistische Systeme miteinander in Kontakt treten.
Vertiefende Lektüre:
http://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler_Konstruktivismus.
joachim