Ob John Locke wohl Recht hatte mit seiner These, der Mensch sei bei seiner Geburt ein «unbeschriebenes Blatt» (tabula rasa)? Wahrscheinlich war das bei unserer Entstehung der Fall, als wir aus dem Weltgeist hervorgingen. Einige Verkörperungen später, im heute angekommen, ist unsere alte Seele ein beschriebenes Blatt, individuell, einzigartig. Wir leben, verinnerlichen, essen die geistigen Früchte der Welt, in der wir leben. Wie könnten wir da ein unbeschriebenes Blatt sein? Allerdings liegt das meiste hinter einer nebeligen Schicht des Vergessens verborgen. Ich vergleiche das immer gern mit einem Eisberg im Meer. Die Spitze des Eisbergs steht im Licht der Gegenwart, der Welt. Je weiter wir an der Seite des Eisbergs in die Tiefe tauchen, desto weniger Licht ist da. Ab ca. 300 Metern ist es dunkel, doch in der Tiefsee – viel weiter unten – lauern die Kreaturen, die eigenes Licht haben. Solche «Restlichter» schwimmen auch in unserem «Meer», dem Unterbewusstseins – und beeinflussen unbemerkt unser Hier und Jetzt. Mit den Restlichtern angereichert haben wir dieses «unwahrnehmbare» Meer selbst. Es macht uns zu dem, was wir sind, in unserer ganzen Länge, Breite, Höhe und Tiefe. Stossen wir in der Gegenwart, in der realen Welt, auf eine Übereinstimmung mit einem «Restlicht», dann kommt es zu einem Funkeln, das wir wahrnehmen… ein Reiz-/Reaktionsmechanismus ist da im Gang und wir reagieren darauf, agieren. Umberto Eco nennt dieses Phänomen die «geheimnisvolle Flamme der Königin Louana». Warum es funkelt, das liegt in unserer Vergangenheit verborgen, hat damit zu tun, was wir früher «gegessen» haben, an Ideologien, Inhalten, Werten, Worten. Daraus generieren wir für die Gegenwart einen Teil unserer subjektiven Wahrheit. Warum ist es für die Herren der Welt so wichtig, die Medien zu beherrschen? Weil sie mit den daraus fliessenden Inhalten und Ideologien unser eigenes Unterbewusstsein füllen, es verderben, für ihre Zwecke manipulieren, damit wir auch morgen und auch ein paar Leben später noch schöpfen können, aus den unendlichen Tiefen unseres Unterbewusstseins … eine eigentliche Devolution of Men ist da im Gang, und niemand merkt was, bis alles durch und durch verderbt ist. Was für ein teuflischer Plan. Und dann kommt ihr wieder auf die Welt, und die Konditionierung mit Lügen geht weiter… und weiter …
Und nun meine Frage: Wie kommt man da raus, woher kommt objektive Wahrheit, in einer Welt, die durchdrungen ist von Lüge? Wie kann man zur Wahrheit kommen, wenn man täglich Lüge isst, bis man selbst nur noch Lüge ist? Kann es sein, dass die objektive Wahrheit in den alten Büchern zu finden ist? Aber, wie wisst ihr, dass es objektive Wahrheit ist, wenn doch eigentlich nur das durch euch selbst entfachte Flämmchen der geheimnisvollen Königin Louana in euch funkelt?