Durchgang




Durchgang

Ungelesener Beitragvon tanner » Do 14. Aug 2008, 10:29

Ein Resumee aus meiner philosophischen Arbeit

Sein ist nicht.
Das heisst Sein ist nicht irgendwie als Seiendes vorhanden. Der Satz ist schnell gelesen und vermeintlich (kommt von Meinung) verstanden. Was er wirklich bedeutet, dass ist nicht in 5 Minuten zu verstehen. Wenn er verstanden wurde, dann kommt das einer Erschütterung gleich. Das ist in der Tat ein Geheimnis, dass Sie vielleicht gar nicht entdecken wollen. Sie können das auch nicht irgendwie nutzen. Es kann nicht verwendet werden. Es ist nutzlos.

Das bedeutet das sich Sein, so es nicht ist, nicht vorstellen lässt. Denn: Dem Vorgestellten werden Sie nachstellen, das liegt in der Natur der Sache. Wenn Sie also dem Sein als Vorstellung nachstellen, dann stellen Sie gewiss einem Phantom nach. Das heisst, Sie werden sich heillos versteigen und am Ende möglicherweise tatsächlich vor nichts stehen.

Sie können es nicht verstehen, so wie man versteht, dass wenn es regnet, man nass wird. Oder das eins und eins zwei ergibt. Sie können nur darauf "stossen". Vielleicht werden Sie dann religiös oder Eremit auf Zeit, was auch immer, Sie werden nicht mehr der Alte sein, wenn Sie einmal einen Fuss auf die andere Seite gesetzt haben.

Sie dürfen das als eine Warnung verstehen. Philosophie, wenn Sie ernst genommen wird, ist keine leichtfertiges Spiel. Allerdings scheinen auch hier gewisse natürliche Grenzen zu bestehen. Es ist sicherlich nicht jedem gegeben einen Blick in den Abgrund zu tun. Wobei der Begriff Abgrund auch schon wieder fehlleiten könnte. Abgründig ist es nur aus der Perspektive eines Seienden, aus der Erkenntnis der Grundlosigkeit der eigenen Existenz.

Um gleich einem Missverständnis zuvor zu kommen: Sicherlich hat es einen Grund das es Sie gibt, das sind ihre Eltern. Alleine, damit ist nur die Frage nach dem vorhanden sein geklärt. Die Frage der Existenz bleibt unbeantwortet, denn Sie sind nicht bloss vorhanden wie ein Berg, ein Baum, ein Hund oder dergleichen, sie existieren. Das heisst, Sie wissen um sich selbst und stellen sich diese einerseits verhängnisvolle, andererseits bedeutungsvolle Frage nach dem Sinn. Nach dem Sinn ihrer Existenz, nach dem Sinn von Sein.

Sie sind als Gattung Mensch ein Wesen dem es in seinem Sein um dieses Sein selbst geht. Damit kommen Sie auf keinen Fall um die Frage herum. Egal woher Sie kommen, ungeachtet von Rang und Namen.

Damit ist eine wesentliche Bestimmung des Daseins genannt.

Selbst die Seinsvergessenheit jenes verhängnisvolle Un-Geschick als "animal rationale" unter der Sonne zu wandeln, macht die Sache nicht besser, es verschlimmert sie zusehens. Die Frage bleibt auch dann bestehen, wenn man sich ihr nicht explizit stellen will.

'Man' beruhigt sich zeitlebens ob dieser Tatsache und am Ende muss ein jeder sich diese Wahrheit doch eingestehen. Das jemeinige Dasein ist endlich.

Es gibt auch Menschen die meinen, man müsse diese Sache verdrängen um überhaupt leben zu können. Diese Anschauung vergisst, dass wir hier gar keine Wahl haben. Die einzige Wahl diesbezüglich wäre der Selbstmord. Aber der Selbstmord würde nichts weiter als die Kapitulation als Negation seiner Selbst vor der Existenz seiner Selbst bedeuten. Das heisst, wir können es genaus so gut nicht tun und uns unsere Kapitulation, unser letztlich unvermeidbares "Scheitern" als Gang aller Dinge eingestehen. Nicht wissen, was es auf sich hat und damit Fuss fassen im Unbekannten, dass dieses Leben in Wahrheit ist und notwendig sein muss.

Die Augen aufzubekommen und angesichts der Endlichkeit der Zeit, nämlich der Lebenszeit, dieser den Wert zumessen der ihr gebührt. Einen Einzigartigen. Ebenso den Drangsalen des Daseins den richtigen Platz zuzuweisen. Das heisst sie als das zu erkennen, was sie in Wahrheit sind. Akte der Verzweiflung, Missgriffe der Angst, gieren nach Sicherheit, Verdrängungen die uns oft machtvoll und doch leer bedrängen und das nicht nur aus uns selbst.

Wir wehren uns im Grunde gegen die Lebensfeindlichkeit, die manigfach an uns heran getragen wird und uns vergessen machen will. Sie will vergessen machen das wir lebendige Wesen nur dadurch sind, dass auch das Ende gewiss ist. Die daraus kommende Freiheit ist grundsätzlich verschieden von der Freiheit die uns unter vielen Namen verkauft werden will.

Wenn Sie das verstanden haben, dann dürfen Sie eines nicht vergessen. Schweigen Sie davon. Denn, tun Sie es nicht, wird man Sie bekämpfen und mit allen Mitteln unterjochen, vernichten, ausgrenzen wollen. Eines müssen Sie wissen. Die Wahrheit ist vieler Menschen grösster Feind und diese Vielen werden keinerlei Rücksicht auf ihr persönliches Schicksal nehmen. Wenn Sie also ihr Geschick verstanden haben, dann sprechen Sie diese Wahrheit nur behutsam aus, wenn überhaupt.

An die Freunde der Wahrheit
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Re: Durchgang

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 15. Aug 2008, 10:48

Hallo Tanner,

vielen Dank für die Anmeldung an dieses Forum. Vielleicht möchtest du dich an geeigneter Stelle (es gibt die sparte "Vorstellung") noch persönlich vorstellen.

Da ich deinen Beitrag nicht ganz verstanden habe, muss ich mich an deinen Rat, zu schweigen, glücklicherweise nicht halten.

Du unterscheidest zwischen einem vorgestellten und nachgestellten Sein, wobei du, falls ich dich richtig verstanden habe, das vorgestellte Sein als das "wahre Sein" ansiehst und das nachgestellte Sein als phantomhaft, als Illusion, als Abbild, das wir uns vom vorgestellten Sein gemacht haben. Versteigen wir uns auf der illusionären Ebene, werden wir am Ende unserer Suche nichts - oder das Nichts - finden. Falls du DAS gemeint hast, stellt sich die Frage, ob das Wort "vorgestellt" gut gewählt ist, zumal Schopenhauer diesen Begriff "Welt als Vorstellung" für das gebrauchte, was du als "nachgestellt" bezeichnest. Was du "vorgestellt" nennst, heißt bei Schopenhauer "Welt als Wille".

Weiter unten schreibst du - falls ich dich richtig verstanden habe - davon, dass es SEIN nur gibt, wenn man es bewusst erlebt. Wären alle Lebewesen unbewusst, wäre auch keinem das Sein bewusst, falls es eines gäbe. Demnach ist Sein an Bewusstsein gekoppelt: nur bewusste Wesen können sich über das Sein Gedanken machen. Es gibt kein Sein ohne Sinn (...freien Willen). (ZB gibt es keinen Tisch, ohne dass es jemanden gibt, der Tisch und Fußboden zu trennen versteht.)
Selbiges gilt für den Sinn (des Lebens): auch er erschließt sich nur einem selbstbewussten Lebewesen. Nur ein Wesen, das ein Ziel hat, hat einen Sinn. Ein Ziel kann nur ein Wesen haben, das einen Willen hat, und einen Willen gibt es nur als freien Willen.

Unverständlich, was du über die Sterblichkeit - Gewissheit es Endes - schreibst. Hier bin ich zu ganz anderer Erkenntnis gelangt. Das Ende gibt es ausschließlich in der Erscheinungswelt, der Bildebene, dem "Nachgestellten" (wie du vermutlich sagen würdest). Bewusstsein, Willensfreiheit, geistige Existenz, gibt es nur im Zeitlosen. Wenn man das Zeitliche überwunden hat, also den Materialismus, erkennt man, dass man zeitlos ist. Die Seele, also das Bewusstsein, ist unsterblich. Freilich wird sich die Erkenntnis in der Öffentlichkeit nicht durchsetzen, da es zu viele reiche, machtgierige Manipulateure gibt, die ein Interesse daran haben, dass die Menschen an ihre Sterblichkeit, ihre Winzigkeit und Unbedeutendheit glauben. Wer es schafft, die Mehrzahl der Menschen in der untersten Realitätsebene, dem Materialismus, zu fesseln, hat es leicht, sich über sie zu erheben. Unter Blinden sind Einäugige Könige, aber für Zweiäugige sind Einäugige nichts als Dummköpfe.

Da ich deinen Beitrag kaum verstanden habe, habe ich hier mal ins Blaue geschrieben, was mir zu deinem Schrieb einfiel. Vielleicht möchtest du dich ein wenig besser erklären.

joachim
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Re: Durchgang

Ungelesener Beitragvon tanner » Sa 16. Aug 2008, 09:50

Hallo Joachim

Danke für die Begrüssung und die Antwort. Ich habe den Beitrag bewusst unerklärt eingeworfen. Es ist mir wichtig ob sich einer überhaupt angesprochen fühlt.

Zur Begriffserklärung.

Die "Vorstellung", so wie ich sie hier verwende, ist etwas das an Stelle des faktischen gesetzt wird. Sie ist gespeist von bereits erfahrenem (Erinnerung) und soll auch das 'Wie' der Zukunft vorwegnehmen - durch das vorstellen. Ich nehme keinen Bezug auf Schopenhauer, mehr auf den hermeneutisch-phänomenologischen Erschliessungsweg.

Das heisst die Vorstellung, so sie das faktische Sein als Dasein dessen 'Wer' (Name) ich bin, dass Faktische eben dieses Daseins verdeckt. Nämlich das es zuerst ist und sonst nichts.

Das heisst, es ist zunächst keine Vorstellung. Die Vorstellung als vor/wegnehmen bzw. vor/stellen, lässt das unberücksichtigt, ja verstellt diesen Zugang zum faktischen. Lässt es nicht sein wie es ist, sondern stellt das "Vor-" der Vorstellung vor das Phänomen hin, wird selbst zum Phänomen das nichts von sich weiss.

Die Vorstellung ist damit jenes Phantomhafte, dem nachgestellt wird um zu erreichen was es (das Seiende) sich vorstellt.

Hier darf ich kurz Schopenhauer tangieren. Der Wille hat der Vorstellung nachzustellen, ist als "blinder Wille" zu verstehen.

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Re: Durchgang

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » So 17. Aug 2008, 09:31

Hallo Tanner,

du meinst also, falls ich dich richtig verstehe, dass es eine faktische Welt gibt, die sich entsprechend ihrer innewohnenden Gesetze verändert, und dass wir uns von dieser faktischen Welt ein phantomhaftes (illusionäres) Abbild generieren.

Die faktische Welt IST - und sonst nichts!, sagst du. Kant nannte dies das "Ding an sich", und die phantomhafte Welt nannte er "Erscheinungswelt", also die Welt, wie sie uns erscheint. So erscheint sie uns farbig und von Geräuschen erfüllt, aber die "Welt an sich" ist weder farbig, noch laut.

Die Physiker sagen nun, die reale (faktische) Welt sei nicht farbig, sondern emittiere und reflektiere elektromagnetische Wellen und mechanische Schockwellen würden sich in der Luft ausbreiten.

Und Heyer sagt, auch el.-mag. Wellen und Schockwellen sind nicht real, sondern bloß Erscheinungen (Interpretationen) von etwas Anderem, jenem Kant'schen "Ding an sich", da die Physik ein Modell ist und nicht die Realität.

Kant schreibt, es gebe das "Ding an sich" und das Subjekt, das dieses D.a.s. betrachte und (in seiner Sehrinde) eine Erscheinungswelt generiere. Ich schreibe, die Spaltung in D.a.s. und Subjekt ist willkürlich. In Wahrheit seien beide eines: Geist.
Beim normalen Menschen ist Geist in Subjekt und Objekt gespalten. Beide sind Erscheinungen, da sie die Realität nicht sind, sondern sie nur spiegeln.

Falls ich dich richtig verstanden habe, muss ich dir leider unterstellen, in dieselbe Denkfalle geraten zu sein, wie die Naturwissenschaftler, speziell die Physiker, die glauben, ihr Denkmodell sei mit der ("faktischen") Realität identsich. In Wahrheit gibt es dafür keinen Anhaltspunkt, weil es keine Theorie über das Maß der Übereinstimmung von Theorie und Realität gibt. Es gibt Theorien, aber es gibt keine Anhaltspunkte über die Qualität von Theorien. Ich hatte gerade eine Diskussion mit einem Physiklehrer, der behauptete, das Maß der Widerspruchsfreiheit physikalischer Aussagen seien ein Maß für die Qualität der Theorien. Hätte der Lehrer die Diskussion nicht abgebrochen, hätte ich mit dem physikinternen Widerspruch - Wellen- und Teilchenaspekt der Quantentheorie - gekontert, und damit, dass auch falsche Systeme intern widerspruchsfrei sein können. So gebe es eine widerspruchsfreie ebene Geometrie, und trotzdem gebe es in der Welt eine dritte Dimension.

Du machst die willkürliche Aussage, es gebe in der faktischen Welt keine Willensfreiheit. Allein durch diese Behauptung, die Teil deines theoretischen Weltmodells ist, hast du dich von der faktischen Welt entfernt. Du hast die phantomhafte Vorstellung, es gebe in der faktischen Welt keine Willensfreiheit. Ich behaupte, ohne echte Willensfreiheit gibt es keine Unterscheidung zwischen realer und vorgestellter Welt (=Erscheinungswelt). Ich weiß, dass ich in in meiner vorgestellten Welt lebe, und dass ich von einer realen Welt ("an sich") nichts wissen kann, außer, dass es sie gibt, und dass sie intelligent und bewusst ist, denn sonst gäbe es auch in der Erscheinungswelt keine Intelligenz.

Es gibt Welt- und Selbstmodelle - UND es gibt deren Initiatoren. Und diese Initiatoren (Subjekte) gibt es nur, wenn es Willensfreiheit und Bewusstheit gibt. Freilich kann willensfreiheit nicht empirisch erforscht werden, da sie nicht objekthaft vor uns liegt und erforscht werden könnte. Man muss sie sich herausnehmen, anmaßen sozusagen. Man muss sie kreieren:

"Ich will, dass ich einen freien Willen habe!" Wer diesen schöpferischen Akt nicht vollzieht, ist tumbe Marionette außenstehender Kräfte; er ist den Willensfähigen nichts als schattenhafte Umwelt. Pass also auf, dass du mit deinem Glauben an die willenlose Faktizität nicht dich selbst verlierst.

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Re: Durchgang

Ungelesener Beitragvon tanner » So 17. Aug 2008, 17:03

Hallo Joachim

Die faktische Welt. Die Frage ist, was verstehen wir unter faktisch.

Es gibt den Berg. Es gibt die Spiegelung auf dem See. Es gibt den Irrtum etc. und zwar vor jeder (Erkenntnis-)Theorie. Also auch vor dem theoretischen "Ding an sich" Kants.

Zu Deinem Bsp.

Es gibt das Geräusch, die rote Blume usw. Was "die Welt", besser das Phänomen, an sich ist, ist genau das, als was es sich uns zeigt und wie es sich uns zeigt. Die Zerlegung der "Realität" in objektive Dinge, Messgrössen u.a. ist bereits eine theoretische Angelegenheit. Es ist ein Vorgriff der die Vorherrschaft der Theorie begründet.

Die Naturwissenschaft steht, wenn ich so sagen darf, unter dem Bannschlag des theoretischen. Sie ist in nicht tauglich zur Philosophie. ("Wissenschaft denkt nicht."; Was heisst denken? M. Heidegger, Vorlesung Wintersemester 51/52)

Die Rede ist nicht vom naiven Realismus.

Es steht nicht zur Frage ob Schockwellen, real oder Erscheinung sind. Das ist ein theoretisches Problem. Die Schockwelle ist. Wie ist sie? Vereinfacht ausgedrückt: Als Welle die schockt. Das ist erfahrbar. Der Erschliessungsweg zum Phänomen ist zunächst nicht theoretisch vorgefasst. Er soll zur Sache selbst führen. So wie sie von sich aus ist und nicht so, wie wir sie uns theoretisch vorstellen. Die Frage ist nicht die nach dem Vorrang des Subjekts oder des Objekts, es ist die Frage nach der Intentionalität (Brentano).

Von der Faktizität des Daseins entfernt kann nur eines sein. Die Vorstellung wie Faktizität zu sein hat. Das hat nichts mir dem freien Willen zu tun.
Die Methode ist die der formalen Anzeige.

Was soll das sein? Eine "willenlose Faktizität"?

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Re: Durchgang

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Mo 18. Aug 2008, 10:26

tanner hat geschrieben:Hallo Joachim

# Hallo Tanner,

Die faktische Welt. Die Frage ist, was verstehen wir unter faktisch.

# Für Physiker ist "faktisch" das Phänomen, das sie für real halten. Faktisch = real. Der Philosoph weiß, dass das Phänomen Erscheinung, bzw. Interpretation, ist. die Phänomens sind abhängig von den Mess- bzw. Wahrnehmungsvoraussetzungen. Diese Voraussetzungen werden von der Physik nicht beachtet. Aus diesem Fehler resultiert ihr Naiver Realismus".

Es gibt den Berg. Es gibt die Spiegelung auf dem See. Es gibt den Irrtum etc. und zwar vor jeder (Erkenntnis-)Theorie. Also auch vor dem theoretischen "Ding an sich" Kants.

# wir sehen (messen) bloß diese Spiegelung. Die Physiker schließen von diesem Bild auf die Ursache und glauben, Berg und Spiegelung seien identisch oder zumindest sehr ähnlich. Ich wies nach, dass es keine anhaltspunkte für diese Behauptung gibt. Es gibt keine Theorie über die Güte ebendiser Theorie.

Zu Deinem Bsp.

Es gibt das Geräusch, die rote Blume usw. Was "die Welt", besser das Phänomen, an sich ist, ist genau das, als was es sich uns zeigt und wie es sich uns zeigt. Die Zerlegung der "Realität" in objektive Dinge, Messgrössen u.a. ist bereits eine theoretische Angelegenheit. Es ist ein Vorgriff der die Vorherrschaft der Theorie begründet.

# Das ist der Standpunkt der Naiven Realisten: Die Welt, wie sie "an sich" ist, sei (mehr oder weniger genau) das, als was sie erscheint. Nun, das ist der Glaube der Physiker, ihre "Religion".

Die Naturwissenschaft steht, wenn ich so sagen darf, unter dem Bannschlag des theoretischen. Sie ist in nicht tauglich zur Philosophie. ("Wissenschaft denkt nicht."; Was heisst denken? M. Heidegger, Vorlesung Wintersemester 51/52)

# Zustimmung!

Die Rede ist nicht vom naiven Realismus.

Es steht nicht zur Frage ob Schockwellen, real oder Erscheinung sind. Das ist ein theoretisches Problem. Die Schockwelle ist. Wie ist sie? Vereinfacht ausgedrückt: Als Welle die schockt. Das ist erfahrbar. Der Erschliessungsweg zum Phänomen ist zunächst nicht theoretisch vorgefasst. Er soll zur Sache selbst führen. So wie sie von sich aus ist und nicht so, wie wir sie uns theoretisch vorstellen. Die Frage ist nicht die nach dem Vorrang des Subjekts oder des Objekts, es ist die Frage nach der Intentionalität (Brentano).

# Ich verstehe nicht, was du hiermit sagen willst. Für mich steht sehrwohl zur Frage, ob Schall real oder Erscheinung ist. Die Schockwelle ist eben NICHT ("an sich"). Sie ist abhängig von unseren Wahrnehmungsvoraussetzungen. Die Schockwelle entsteht erst, nachdem diese Voraussetzungen (in unserem akustischen System Ohr-Gehirn usw) festliegen.

Von der Faktizität des Daseins entfernt kann nur eines sein. Die Vorstellung wie Faktizität zu sein hat. Das hat nichts mir dem freien Willen zu tun.
Die Methode ist die der formalen Anzeige.

# Die Vorstellung, wie Faktizität zu sein hat, liegt im Subjekt begründet. Und subjekte gibt es nur, wenn es einen freien Willen gibt. Ohne willensfreiheit gibt es keine Subjekt-Objekttrennung. Ohne Willensfreiheit ist "man" Teil der Außenwelt. Ich denke, damit dürften die nächsten beiden Fragen beantwortet sein

Was soll das sein? Eine "willenlose Faktizität"?

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# joachim
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Re: Durchgang

Ungelesener Beitragvon tanner » Di 19. Aug 2008, 12:20

Hallo Joachim

Den wissenschaftlichen Fakten geht ein für-wahr-halten von Theorien vorweg. Demnach stehen die so genannten harten Fakten der Wissenschaft auf dem Boden einer Theorie. (Vorherrschaft der Theorie.) Das ist Wissenschaft und insofern ist daran nichts auszusetzen. Problematisch wird es da, wo wissenschaftliches Denken seine Grenzen überschreitet und als einzige Macht darüber entscheiden will, was Wirklichkeit ist und was nicht.

Die Faktizität des Daseins ist etwas anderes. Sie bedeutet Sein als eine in die Welt geworfene Existenz. Das heisst, ich habe nicht darüber entschieden ob ich geboren werden will oder nicht. Ich finde mich in einer Welt vor. Ich existiere, was bedeutet, ich bin nicht bloss vorhanden, wie die Blume oder der Berg. Ich weiss von mir. Das ist ein besonderes Geschick, denn damit geht es mir in meiner Existenz um diese Existenz. Ich kann mir die Seinsfrage stellen. (Sinn von Sein.)


Wenn wir die genannte Spiegelung auf dem See sehen, dann sehen wir etwas das es gibt. Hier scheint mir ein entscheidender Unterschied bedeutend zu sein.

Das wissenschaftliche Denken zerlegt diese Spiegelung, ausgehend vom Subjekt. Es ist wie? Als ein Objekt das auf diese und jenen Ursache zurückzuführen sei. Reflexion, Sonnenstand, Bäume, Brechungsindex von Licht, etc. Am Ende kann sie das Phänomen theoretisch erklären, hat es aber um einen wesentlichen Punkt beraubt. Es ist nämlich zu einem sachlichen Objekt verkommen von dem man nun glaubt alles zu wissen. (Das Nichts der Sachlichkeit.) Soviel ich von Deiner Philosophie her gelesen habe, würdest Du das vielleicht "Entzauberung" nennen.

Die phänomenologische Methode hält das vorstellende Subjekt bewusst in der Schwebe. Es verhält sich so, als ob es vom Ding nichts weiss und befragt die Erscheinung (das Phänomen; es gibt, es ist... wie ist es?) nach ihrem Wesen. Es hält sich in der Schwebe um zum wesentlichen (zur Sache selbst) vorzudringen. Zum "Wie" es ist oder im Jargon - wie es anwest. (Wesen). Eine wichtige Voraussetzung ist das Wissen um die Intentionalität der Phänomene. Das heisst, das "Objekt" ist im Grunde kein Objekt. Es ist ein Phänomen das im Zusammenspiel aus Betrachter und Betrachtetem besteht.

Das heisst nun nicht, dass wir, betrachten wir einen Baum, etwas anderes als einen Baum finden werden. Es heisst aber das wir den Baum ganz neu zu sehen lernen. Nämlich nicht mehr länger als vorgestelltes Objekt, sondern seinem Wesen entsprechend. Das heisst, wie er ist. Nach solch einem Zirkel der Befragung sagen auch wir: Es ist ein Baum. Wir haben aber ein anderes Verständnis davon. Dieses Verständnis entzieht sich dem rechnenden vorstellen. Es kann am ehesten vielleicht noch poetisch ausgedrückt werden. Ein Hinweisen.

Die Sache selbst kann nur dem Namen entsprechend gesagt sein. Es bleibt ein Baum und nur ein Baum. Also kein Bestand, Holz, Brennmaterial, zukünftiges Möbel usw. - der Baum ist im wesentlichen ein Baum. Das ist das, was er ist. Er ist nichts vorgestelltes. Ich habe ihn nicht erfunden, ich habe ihn vorgefunden, in gewissem Sinne dann auch, ich habe zu ihm gefunden.

Demnach ist bei der Schockwelle nicht zu fragen ob sie real ist oder nicht, sondern was sie ihrem Wesen nach sei.


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Re: Durchgang

Ungelesener Beitragvon tanner » Di 19. Aug 2008, 12:48

Damit ist denn auch in Anlehnung an Schopenhauer gesagt, die Welt bleibt solange Vorstellung, als sie nicht einer Wesensschau zugänglich wird. Solange bleibt der Wille tumb an die Erfüllung von Vorstellungen, nämlich wie und was die Welt zu sein hat geknüpft und kann folgerichtig nicht frei sein. Die Welt hat vor allem eines zu sein - nützlich. Also ist das rechnende Vorstellen unseres Zeitalters ebenso folgerichtig an der Ausbeutung orientiert. (Der Baum wird zum Baumbestand) Sie stellt sich vor zu haben, muss daher produzieren und denkt nicht was sie sich ist (sein). Sie ist in einem Wort - gedankenlos. Das bedeutet, sie hat vergessen. (Seinsvergessenheit.)

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Re: Durchgang

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Mi 20. Aug 2008, 10:07

# Hallo tanner,

tanner hat geschrieben:Hallo Joachim

Den wissenschaftlichen Fakten geht ein für-wahr-halten von Theorien vorweg. Demnach stehen die so genannten harten Fakten der Wissenschaft auf dem Boden einer Theorie. (Vorherrschaft der Theorie.) Das ist Wissenschaft und insofern ist daran nichts auszusetzen. Problematisch wird es da, wo wissenschaftliches Denken seine Grenzen überschreitet und als einzige Macht darüber entscheiden will, was Wirklichkeit ist und was nicht.

# Vermutlich hast du dich hier missverständlich ausgedrückt. Selbstverständlich halten Wissenschaftler ihre Theorien nicht für wahr. Sie testen ihre Theorien mit Experimenten, und die Antworten, die die Natur gibt, müssen interpretiert werden. Die halten sie dann häufig für wahr. Hierbei schleichen sich oft Fehler ein, wenn der Wissenschaftler sich philosophisch nicht über Methoden und Grenzen der Wissenschaft im Klaren ist. Beispiel Hirnforschung. Man hat gemessen, dass einer angeblichen Willensentscheidung eine Erregung im Gehirn vorausging. Das wurde dann als Beweis interpretiert, dass es keine Willensentscheidung gebe. Falsche Interpretation, denn beides, Erregung von Nerven im Gehirn und vom Probanden angegebener Zeitpunkt der Willensentscheidung sind beides Erscheinungen. Eines ist nicht Ursache des Anderen.

Die Faktizität des Daseins ist etwas anderes. Sie bedeutet Sein als eine in die Welt geworfene Existenz. Das heisst, ich habe nicht darüber entschieden ob ich geboren werden will oder nicht. Ich finde mich in einer Welt vor. Ich existiere, was bedeutet, ich bin nicht bloss vorhanden, wie die Blume oder der Berg. Ich weiss von mir. Das ist ein besonderes Geschick, denn damit geht es mir in meiner Existenz um diese Existenz. Ich kann mir die Seinsfrage stellen. (Sinn von Sein.)

# Das angebliche Geworfensein in die Welt ist natürlich ein materialistischer Standpunkt. Ich sehe das anders, da ich von der Reinkarnation überzeugt bin. Wir bereiten heute unsere nächste Geburt vor.

Wenn wir die genannte Spiegelung auf dem See sehen, dann sehen wir etwas das es gibt. Hier scheint mir ein entscheidender Unterschied bedeutend zu sein.

# Du meinst, wenn sich ein Baum im See spiegelt, kann aus dem Spiegelbild geschlossen werden, dass es einen echten Baum gibt? Schön, aber woher kannst du wissen, wie gut Spiegelbild und ealer Baum übereinstimmen?

Das wissenschaftliche Denken zerlegt diese Spiegelung, ausgehend vom Subjekt. Es ist wie? Als ein Objekt das auf diese und jenen Ursache zurückzuführen sei. Reflexion, Sonnenstand, Bäume, Brechungsindex von Licht, etc. Am Ende kann sie das Phänomen theoretisch erklären, hat es aber um einen wesentlichen Punkt beraubt. Es ist nämlich zu einem sachlichen Objekt verkommen von dem man nun glaubt alles zu wissen. (Das Nichts der Sachlichkeit.) Soviel ich von Deiner Philosophie her gelesen habe, würdest Du das vielleicht "Entzauberung" nennen.

# die Entzauberung entsteht erst dann, wenn das Subjekt aus dem System herausgenommen wird. Die Naturwissenschaft vergisst, dass die sog. Objekte Erscheinungen für ein Subjekt sind. Sie glaubt, dass es Objekte ohne Subjekte geben kann. Das ist natürlich ein Fehler. Aber durch ihn entstand der Materialismus oder die falsche Idee von der Physik als Basis von allem (Universum, Denken, Bewusstsein usw).

Die phänomenologische Methode hält das vorstellende Subjekt bewusst in der Schwebe. Es verhält sich so, als ob es vom Ding nichts weiss und befragt die Erscheinung (das Phänomen; es gibt, es ist... wie ist es?) nach ihrem Wesen. Es hält sich in der Schwebe um zum wesentlichen (zur Sache selbst) vorzudringen. Zum "Wie" es ist oder im Jargon - wie es anwest. (Wesen). Eine wichtige Voraussetzung ist das Wissen um die Intentionalität der Phänomene. Das heisst, das "Objekt" ist im Grunde kein Objekt. Es ist ein Phänomen das im Zusammenspiel aus Betrachter und Betrachtetem besteht.

# Sagte ich oben.

Das heisst nun nicht, dass wir, betrachten wir einen Baum, etwas anderes als einen Baum finden werden. Es heisst aber das wir den Baum ganz neu zu sehen lernen. Nämlich nicht mehr länger als vorgestelltes Objekt, sondern seinem Wesen entsprechend. Das heisst, wie er ist. Nach solch einem Zirkel der Befragung sagen auch wir: Es ist ein Baum. Wir haben aber ein anderes Verständnis davon. Dieses Verständnis entzieht sich dem rechnenden vorstellen. Es kann am ehesten vielleicht noch poetisch ausgedrückt werden. Ein Hinweisen.

# Wir können es lernen, die sog. Objekte (den Baum) als Interpretationen von uns als Subjekten zu begreifen. Wir sehen Geistiges als Materielles. Indem wir über den Zusammenhang Bescheid wissen, löst sich uasi die Subjekt-Objekt-Trennung etwas auf und wir bekommen ein besseres Verständnis von uns und der Welt.

Die Sache selbst kann nur dem Namen entsprechend gesagt sein. Es bleibt ein Baum und nur ein Baum. Also kein Bestand, Holz, Brennmaterial, zukünftiges Möbel usw. - der Baum ist im wesentlichen ein Baum. Das ist das, was er ist. Er ist nichts vorgestelltes. Ich habe ihn nicht erfunden, ich habe ihn vorgefunden, in gewissem Sinne dann auch, ich habe zu ihm gefunden.

# Der Baum ist erst nach unserem Interpretieren ein Baum. Was er von sich aus ist, wissen wir nicht.

Demnach ist bei der Schockwelle nicht zu fragen ob sie real ist oder nicht, sondern was sie ihrem Wesen nach sei.

tanner


# viele Grüße
Joachim
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Re: Durchgang

Ungelesener Beitragvon tanner » Mi 20. Aug 2008, 13:44

Natürlich halten Wissenschaftler ihre Theorien für wahr. Wenigstens die Guten. Das müssen sie sogar, sie wurde ja bewiesen. D.h. mindestens solange sie nicht durch eine stimmigere Theorie widerlegt ist. Experimente werden im Hinblick auf 'etwas' vorgenommen. Es will damit etwas bewiesen sein. Was? Eine Theorie die dieses und jenes besagt. Wie ich bereits schrieb, sehe ich daran kaum etwas problematisches. Das ist Wissenschaft. Für mich ist das nicht weiter interessant.

Die Spiegelung ist die Spiegelung. Wir sehen die Spiegelung als Spiegelung. Der Rest Deiner Frage/Aussage ist bereits eine theoretische Überlegung. Ich denke Du bist gar nicht so weit vom wissenschaftlichen Denken, von dieser Weltsicht entfernt wie Du möglicherweise annimmst.

Natürlich gibt es eine reale Welt. Sie ist "jenseits" der Vorstellung. Sie kann wahrgenommen werden, das heisst sie wird ständig wahrgenommen aber wohl selten gesehen. Sie zeigt sich uns als Phänomen (Intentionalität!). Eines das einer Deutung, nicht einer Vorstellung bedarf. Was ist seine Bedeutung? In welchem Bedeutungszusammenhang zeigt es sich uns? Hier gehen wir zum Ding und nicht zur Vorstellung. - Ein Zauber kann sich einstellen, wenn ich das mal so sagen darf. Ich nenne das dann Sehen und nicht mehr vorstellend (verstellend) anblicken.

Der Baum den ich mir vorstelle und der Baum vor den ich mich stelle, dass sind zwei verschiedene Sachen. Er ist da. Ich kann ihn anfassen, riechen oder wenn es denn sein muss, mir am Stamm den Kopf einschlagen um mir das zu beweisen. Eine Vorstellung kann ich nicht anfassen. Das heisst nicht, dass es die Vorstellung nicht gibt. Es gibt sie, aber wie? Als Vorstellung. Die Vorstellung ist und bleibt Vorstellung.

Was nämlich zeichnet den Baum zuallererst aus? Das er ist. (Sein)

Der Erkenntnistheoretiker Kant hat mit seinem "Ding an sich" den Menschen von der Wirklichkeit entfernt. Das "Ding an sich" ist ja denn auch ein theoretisches Objekt.


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