Simone de Beauvoir




Simone de Beauvoir

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 4. Jan 2008, 12:11

Im Artikel "Das Wichtigste: Dass ich eine Frau bin..." der ZEIT vom 3.1.08 schreibt Ursula März, es gebe drei epochemachende (magische!) Sätze:

1. "Und sie bewegt sich doch!" vom großen Galileo Galilei
2. "Das Sein bestimmt das Bewusstsein!" von Karl Marx und
3. "Man wird nicht als Frau geboren, man wird es!" von Simone de Beauvoir.

Im Text stehen dann schöne Sätze wie:

"Während das Problem des Heliozentrismus seit Galilei als erledigt gelten kann und das Problem, ob das Sein das Bewusstsein bestimmt oder umgekehrt, auf der Reservebank Platz genommen hat und die Halbzeitergebnisse der Pränatal- oder der Hirnforschung abwartet, hält uns das Problem, wie wir Mann und Frau sind und werden ... ziemlich auf Trab." Und:
"Es ist ... einfach nicht ganz klar, wer eigentlich die Kinder kriegen soll..."

Mein Kommentar: An diesen epochemachenden Sätzen und März' Kommentar ist so ziemlich alles falsch, was falsch sein kann. Das haben wir der modernen Leitphilosophie, dem Neoliberalismus, zu verdanken.

Erst vor ein paar Tagen bestätigte mich ein Physikstudent mit dem Satz: "Selbst in der Physik kehrt so langsam das anthropozentrische Weltmodell wieder zurück!" Begründung (von mir): Die materielle (physikalische) Außenwelt ist eine (inter)subjektive Deutung des MENSCHEN! So ist zB die Lichtgeschwindigkeit (das Licht selbst) immer vom Subjekt aus konstant (eine Konstante). Der Mensch als Subjekt macht oder bestimmt das Licht! Und damit kreiert er das, was er mit Hilfe des Lichtes sieht: das mat. Universum!

Auch Marx irrte! Das Bewusstsein bestimmt das Sein. Diese Erkenntnis geht aus dem Anthropozentrismus hervor.

Und Beauvoirs Satz ist falsch, weil entsprechend ihrer Philosophie der Gleichberechtigung nicht erklärt werden kann, warum Männer keine Kinder kriegen können. Eine echte Gleichberechtigung müsste die Aussage treffen, dass nicht die Frau zum Mann werden soll und der Mann nicht zur Frau. Sondern dass Gleichberechtigung bedeutet, dass Frau ganz Frau und Mann ganz zum Manne werden sollte. Warum sollen alle Differenzen aufgelöst werden?

Heute wird mittels der neoliberalen Philosophie die Frau zum Mann gemacht, weil es den Ökonomen gefällt, die Frau zum ökonomischen Konkurrenzen des Mannes zu machen. In einem Doppelverdienerhaushalt kann man die Löhne halbieren. Die Kinder kommen in die Kinderkrippe und die Ganztagsschule; die Großeltern ins Altersheim. Und wenn erst einmal das Klonen legalisiert ist - es wird kommen - gebärt männliche oder vermännlichte Philosophie (Technik) die Kinder. Das ist doch alles ein Albtraum!

Auch März' Satz über die Hirnforschung ist falsch, denn die Beantwortung der Frage, ob das Sein das Bewusstsein bestimmt oder umgekehrt, liegt bereits fest, denn die gesamte Hirnforschung zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine materielle (physikalische) Basis für das Geistige unhinterfragt postuliert. Die moderne (neoliberalistisch bestimmte = bezahlte) ) Hirnforschung kann nicht anders, als ebendiese Postulate (Voraussetzungen ihrer Forschungen) wieder als Ergebnis findet: dass das Sein das Bewusstsein bestimmt. Eine unbegründete (aber heimlich interessengeleitete) Behauptung wird als Forschungsergebnis hingestellt. Alles Lüge, um Sklaven in der Sklaverei zu halten.

joachim
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Re: Simone de Beauvoir

Ungelesener Beitragvon Matthias Klein » Fr 1. Feb 2008, 09:23

hanjoheyer hat geschrieben:Erst vor ein paar Tagen bestätigte mich ein Physikstudent mit dem Satz: "Selbst in der Physik kehrt so langsam das anthropozentrische Weltmodell wieder zurück!" Begründung (von mir): Die materielle (physikalische) Außenwelt ist eine (inter)subjektive Deutung des MENSCHEN! So ist zB die Lichtgeschwindigkeit (das Licht selbst) immer vom Subjekt aus konstant (eine Konstante). Der Mensch als Subjekt macht oder bestimmt das Licht! Und damit kreiert er das, was er mit Hilfe des Lichtes sieht: das mat. Universum!


Ich habe die Vermutung, dass ich der angesprochene Physikstudent bin. Um das noch mal etwas näher zu erläutern: Das Universum ist nach dem heutigen Standartmodell der Physik bzw Astronomie homogen und isotrop. Homegen bedeutet, dass das Universum (auf großen Skalen) gleichförmig ist, kein Punkt zeichnet sich durch etwas "Besonderes" (aus physikalischer Sicht) aus. Isotropie meint, dass das Universum von jedem Standpunkt aus i.A. gleich aussieht. Dies heißt, dass es keinen Mittelpunkt gibt, oder, wenn man diese Aussagen anders interpretiert, dass immer dort, wo sich der Beobachter befindet, der Mittelpunkt ist.
Die von dir angesprochene Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist auch ein interessanter Punkt. Die heutige Physik sagt, dass c (=Lichtgeschwindigkeit) unabhängig von der Wahl des Bezugssystem immer gleich ist. Dieses sog. Bezugssystem ist in der Physik lediglich mathematisch definiert, man benutzt ein Koordinatensystem um Bezugssysteme zu beschreiben. Jedoch dürfte es philosophisch zulässig sein, dieses Bezugssystem als Subjekt zu interpretieren. Auch wenn die Physik diese Aussage nicht impliziert, so sollte sie nicht im Widerspruch zu ihr stehen (was ja die Hauptsache ist, denn die Physik trifft keine philosophischen Aussagen, sie ist nur in der Lage, sie teilweise zu widerlegen).
Was noch anzumerken ist: Ich bin mir nicht sicher, ob die Physik zu einem anthropozentrischen Weltbild zurückkehrt, denn die Physik macht heutzutage eigentlich keine philosophischen Aussagen mehr. Diese werden vielmehr von anderen hineininterpretiert. Die Physik sagt zB nirgendwo, dass nichts anderes als Teilchen und Wellen existieren. Der Rest ist für sie lediglich nicht von Relevanz. Man kann aber sagen, dass ein anthropozentrisches Weltbild nicht im Widerspruch zu der Physik steht, da bin ich mir ziemlich sicher (ist ja schließlich auch meine Meinung).

Später mehr, ich muss jetzt zur Uni :D
Grüße
Matthias
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Re: Simone de Beauvoir

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 1. Feb 2008, 10:47

Hallo Matthias,

schön, dich hier im Forum zu sehen; ich hoffe, du findest künftig häufiger Gelegenheit, Interessantes über die Physik (zB) zu schreiben.

Deine Vermutung ist richtig.

Schockierend finde ich "Die Physik macht heutzutage eigentlich keine philosophischen Aussagen mehr". Nach Thomas Kuhn (und meiner Wenigkeit) bedeutet dies, dass von der Physik keine Paradigmenwechsel, keine wissenschaftlichen Revolutionen, mehr zu erwarten sind. Das wäre furchtbar - und es ist zu hoffen, dass es in der Physik gegen diese "Vernunft" noch ein paar Querulanten gibt, die sich mit dem bestehenden wahrheitswidrigen engen Rahmen der Physik nicht zufrieden geben.

Man denke nur an die interstellare Raumfahrt, die mit gegenwärtiger Physik wegen der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht möglich ist. Für mich ein nichttolerierbarer Zustand.
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Re: Simone de Beauvoir

Ungelesener Beitragvon Matthias Klein » Fr 1. Feb 2008, 15:31

Ich verstehe nicht ganz, warum in der Physik, wenn sie keine philosophischen Aussagen mehr tätigt, keinen Paradigmenwechsel mehr zu erwarten sind. Es gibt ja trotzdem noch Phänomene, die noch nicht gedeutet werden können (also Anomalien). Wenn diese sich vermehren oder sie lange genug nicht gelöst werden, so könnte es durchaus wieder zu einer Revolution kommen.

Dass die Physik keine philosophischen Aussagen tätigt, ist meiner Meinung nach so zu verstehen: Sie kann per Definition nur die unbelebte Welt erfassen. Zudem kann sie dies nur, wenn die zu untersuchenden Phänomene regelmäßig bzw wiederholbar sind (also sich der Methodik der Physik unterwerfen). Die Physik kann also nur über Teilgebiete der Welt Aussagen machen, und dann auch niemals qualitative sondern immer nur quantitative.
Philosophie hingegen muss die gesamte Welt in ihre Theorie miteinbeziehen (zumindest jeden Teil des Ausschnittes der Welt, den sie erklären möchte). Wenn die Physi also philosophische Aussagen tätigt, kann sie dies nur im Bezug auf die unbelebte, sich regelmäßig wiederholende Natur der Materie und ist somit nicht geeignet, eine komplette Philosophie zu errichten.

Zusammengefasst heißt das, dass physikalische Theorien bzw Experimente durchaus philosophische Relevanz besitzten, aber die Physik selbst sie nicht in einen höheren Kontext einordnen kann, und deshalb selbst keine philosophischen Aussagen tätigt.

Zum Thema Raumfahrt: Es ist (theoretisch gesehen) ohne Probleme möglich, interstellar zu reisen. Man kann nur nicht mehr zurück, bzw. erst viele viele viele Jahre später. Das liegt daran, dass, je näher man sich an c annähert, die Zeit langsamer wird. Hier ein Auszug aus Wikipedia:

Ein anderes (etwas hypothetisches) Beispiel wäre die Bewegung eines Raumschiffes, das von der Erde startet, einen entfernten Planeten ansteuert, und wieder zurückkommt. Ein Raumschiff startet von der Erde und fliegt mit der konstanten Beschleunigung von 1g = 9,81 m/s² zu einem 28 Lichtjahre entfernten Stern. Die Beschleunigung von 1g wurde gewählt, da hierdurch irdische Gravitationsverhältnisse an Bord eines Raumschiffes simuliert werden können. Auf halber Strecke ändert das Raumschiff das Vorzeichen der Beschleunigung und verzögert mit 1g. Nach Abschluss einer 6-monatigen Aufenthaltsdauer kehrt das Raumschiff auf gleiche Weise zur Erde zurück. Die vergangenen Zeiten ergeben sich für den Reisenden zu 13 Jahren, 9 Monaten und 16 Tagen (Messung mit an Bord befindlicher Uhr). Auf der Erde sind bei der Rückkehr des Raumschiffes dagegen 60 Jahre, 3 Monate und 5 Stunden vergangen.

Wesentlich extremere Unterschiede bekommt man bei einem Flug zum Andromedanebel, der etwa 2 Millionen Lichtjahre entfernt ist (bei gleichen Beschleunigungs- und Verzögerungsphasen). Für die Erde vergehen etwa 4 Millionen Jahre, während für den Reisenden nur ungefähr 56 Jahre vergangen sind.


Viele Grüße
Matthias
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Re: Simone de Beauvoir

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Sa 2. Feb 2008, 10:04

Hallo Matthias,

was ich meine, ist folgendes: Ich glaube nicht, dass Anomalien aus dem bestehenden System heraus aufgelöst werden können. Sie erfordern immer eine Erweiterung des Systems, bzw. der Physikmodells. Diese Erweiterung ist nicht im Rahmen der Physik möglich, sondern geschieht aus einem größeren Denkmodell heraus, der Philosophie.

Die Geschichte bestätigt dies. Leute wie Heisenberg, Einstein usw. waren immer auch in der Philosophie bewandert. Sie diskutierten die Weltfragen zuerst rein philosophisch, und dann, wenn sie das Problem philosophisch verstanden hatten, suchten sie nach praktikablen physikalischen Methoden, um die Physik entsprechend zu erweitern.

Was sagst du dazu?

joachim
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Re: Simone de Beauvoir

Ungelesener Beitragvon Matthias Klein » Sa 2. Feb 2008, 15:16

Zu erst mal zu deinem letzten beitrag:
Ja, ich stimme dir zu, man muss weiter denken, als die momentane Physik es vorsieht, um eine Revolution herbeizuführen. Aber ich meinte es eher so, dass die Physik "an sich", also die Wissenschaft selbst, keine philosophischen Aussagen trifft.
Physiker sind dazu natürlich in der Lage, aber wenn sie dies tun sind sie eben streng genommen keine Physiker mehr, sondern Philosophen. Genau dieser Umstand regt mich so sehr auf, wenn zB einige Neurologen über Philosophie sprechen und behaupten, es sei Neurologie! Die Willensfreiheit ist nicht Teil der Biologie/Neurologie, also kann die Wissenschaft darüber keine Aussagen treffen, ebenso wenig, wie ein Physiker, wenn er nur Physiker ist, keine Aussagen über Gott oÄ machen kann.

Ich denke, wir sind uns da einer Meinung, aber benutzen verschiedene Begrifflichkeiten, bzw deuten diese anders. Das ist zumindest mein Eindruck ;)

Grüße
Matthias
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Re: Simone de Beauvoir

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Sa 2. Feb 2008, 18:39

Ich stimme dir voll und ganz zu. Ich denke, wir sind uns einig.

dein jo
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