Suche nach meiner optimalen imkerlichen Betriebsweise




Suche nach meiner optimalen imkerlichen Betriebsweise

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 14. Dez 2007, 10:20

Es gibt unzählige Möglichkeiten, seinen Bienen Gutes tun zu wollen, aber wahrscheinlich nur wenige, ihnen Gutes zu tun. Diese Wenigen möchte ich natürlich anwenden, aber es ist heute in Zeiten der grassierenden Varroose und politisch-wissenschaftlicher Desinformation nicht leicht, das Beste für seine Bienen und sich selbst zu finden. Einen Versuch ist es allemal wert, ich möchte ihn hier starten - und mit Hilfe anderer Imker, die eingeladen sind, mitzuwirken, kritisch und selbstkritisch. Im Dialog lässt sich zuweilen besser denken, als allein im trauten Stübchen.

Im Thread "Milde Milbe" 39819462nx5152/bienen-und-imkerei-f9/milde-milbe-t36.html ist bereits so etwas wie ein Anfang gemacht. Der Haken an der Geschichte ist leider, dass es anfangs kaum möglich sein wird, herauszufinden, welches Volk nächstes Jahr bereits mit etwas milderen Milben gesegnet sein wird. Ich werde warten müssen, bis es sichere Anzeichen gibt.

Grundsätzlich halte ich die Idee für richtig, die Varroen nicht völlig auszurotten zu versuchen, sondern immer mindestens ein Volk auszuwählen, dessen Varroen die anderen Völker, die (Version 1:) säurebehandelt wurden, infizieren dürfen. Dann ist die Möglichkeit gegeben, dass sich lokal angepasste Varroastämme herausbilden, die weniger aggressiv sind. Ich muss ja verhindern, dass sich die Überlebenden von Säurebehandlungen ausbreiten.

Mein unten geschildertes Verfahren, milde Milben zu züchten, ist ein Kompromiss, den ich eingehe, um nicht bereits in den ersten Jahren sämtliche Bienen zu verlieren. Ich habe noch zu wenige Völker, um den einfachen Überlebenstest zu veranstalten. Im Überlebenstest wird einfach nicht behandelt, und die Überlebenden werden maximal vermehrt, damit ich wieder genügend Völker für die nächste Überlebenstestrunde habe. Meine Betriebsweise ist darauf angelegt, den Bienen beim Überleben zu helfen, ohne das Ziel, eine milde Milbe zu erhalten, aus den Augen zu verlieren.

Was ich auf keinen Fall erleben will, sind Geschichten wie die von Imkern, die angeblich alles getan haben, um ihre Völker milbenfrei zu bekommen. Einige behandelten von der Honigschleuderung bis Dezember sechsmal und öfter - und stellen dann entsetzt fest, dass die Bienen Mitte Dezember trotzdem alle verschwunden oder tot sind. Was zu viel ist, ist zuviel!
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Forts.: Schwärme und Fangwabenmethode

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 14. Dez 2007, 11:17

Was soll ich nächstes Jahr tun, falls meine Bienen den Winter überleben?

Im Augenblick sieht es so aus, als sei Volk 1 das stärkste; seine Wintertraube ist fast doppelt so groß wie die Trauben der anderen. Ich gehe einfach mal davon aus, das es die mildesten Milben aufweist, (behalte jedoch im Hinterkopf, dass das keineswegs stimmen muss). Irgendwie muss man ja anfangen mit dem neuen Konzept. Die Völker wachsen heran, die Zeit des Schwärmens naht. Als erstes muss ich herausfinden, wie schwarmträge oder -freudig meine Bienen sind. Es soll ja vorkommen, dass Bienen so gut wie gar nicht mehr schwärmen. Den ersten Schwarm möchte ich frei sausen lassen, weil ich dieses Phänomen einmal selbst beobachten möchte; ich habe noch nie* einen Schwarm gesehen und möchte wissen, wie weit er fliegt und wo er sich niederlässt. Zudem möchte ich ausprobieren, wie schwer es mir fällt, ihn wieder einzufangen. Bei den anderen Völkern werde ich wahrscheinlich eine Schwarmvorwegnahme machen. Schwarmverhinderung steht erst einmal nicht zur Debatte, da ich meine Völker auf mindestens zehn vermehren will. Von jedem Volk möchte ich gern mindestens einen Schwarm erhalten. Damit ich Honig ernte, kaufe ich mir eventuell ein vollentwickeltes Wirtschaftsvolk hinzu. Vielleicht bin ich ja auch zu pessimistisch und bekomme auch von meinen alten Völkern trotz Vermehrung noch Honig.

Die Sache mit dem Honig ist die, dass man, um viel Honig zu ernten, Schwarmverhinderung betreiben muss: nur starke Völker sammeln genügend Überschüsse, die ich ernten kann. Erlaube ich allen Völkern die Vermehrung, bleibt die Bienenmasse zu gering, um viel Honig erwarten zu dürfen. Es fehlt mir hier massiv an Erfahrungswerten.

Schwarmvorwegnahme bedeutet, dass ich, sobald ein Volk verdeckelte Weiselzellen aufweist, etwa ein Drittel der Bienen einschließlich der Königin in eine neue Beute mit ein paar Mittelwänden, einer oder zwei Futterwaben und evtl einer Leerwabe hineinfege. Hiermit simuliere ich einen echten (Vor)-Schwarm, der ja auch mit der Altkönigin abfliegt und nach dem Einfangen in eine neue Beute eingeschlagen wird. Im Altvolk schlüpft bereits nach wenigen Tagen eine neue Königin, die dann bald auf Hochzeitsreise geht.

Die Imkerei wäre ja nicht schwer, wenn es nicht das Varroaproblem gäbe. Säurebehandlungen gegen Varroose sind ausschließlich nach der Honigschleuderung bis zum 31.12. erlaubt. In der Zwischenzeit sind nur biotechnische Verfahren wie zB das Fangwabenverfahren oder die Bildung von Brutablegern erlaubt. In der Zwischenzeit bekommt man also einen Teil der Milben aus einem Volk heraus, indem man Brutwaben, vorzugsweise Drohnenbrutwaben, entfernt und entweder vernichtet oder in Ableger, die nicht geschleudert werden (von denen man keinen Honig abschleudert) einhängt. Diese Brutableger darf ich dann mit Säure behandeln. Nach der Behandlung könnte ich die Ableger wieder mit den Wirtschaftsvölkern wiedervereinigen, falls noch eine honigspendende Tracht ansteht.

Da Volk 1 derzeit das stärkste ist, wird es wahrscheinlich als erstes schwärmen. Ich fange den Schwarm ein und gebe ihn in neue Beute. Falls ich eine unverdeckelte Drohnenbrutwabe habe, könnte ich sie in die Beute des neuen Volkes einhängen. Es würden sich in ihr fast sämtliche Milben sammeln. Nach ein paar Tagen würde ich diese Wabe dann entnehmen und vernichten. Auf der anderen Seite hat ein Schwarm nur wenige Milben, denn wenn Brut da ist, sitzen die Milben in der Brut. Bei einem schwärmenden Volk bleiben die meisten Milben im zurückbleibenden Teil des Volkes. Da ich Volk 1 und dessen Schwärme als Kandidaten für milde Milben ausgemacht habe, sollte ich jedoch auf eine Behandlung dieses Schwarms gegen Milben verzichten: keine Fangwabe einsetzen!

Die anderen Völker werden anders behandelt als Volk 1. Ihre Milben gelten als gefährliche 'Killermilben'. Bei ihnen möchte ich das Fangwabenverfahren anwenden. Ich hänge Leerrähmchen neben ihre Bruträume und warte eine Woche, bis sie zu Drohnenwaben ausgebaut und bestiftet werden. Dann teile ich die Völker in Brutlinge und Fluglinge, indem ich Kunstschwärme mache. Für jedes Volk wird eine neue Beute mit ein paar Mittelwänden und Futterwaben (falls vorhanden) aufgestellt und die Hälfte der Bienen samt Königinnen (Flugling) hineingefegt. Die neuen Beuten kommen auf die alten Standorte. Die weisellosen Brutlinge können in die Nähe gestellt werden. Beide Teilvölker sind nun ohne frische Brut. In den Flugling wird die unverdeckelte Drohnenbrutwabe aus dem Brutling eingehängt. Da es im Flugling keine andere Brut gibt, sammeln sich fast alle Milben in der Fangwabe, die ein paar Tage später entfernt wird. In den Flugling hänge ich eine Leerwabe hinein, die zu einer neuen Drohnenbrutfangwabe ausgebaut werden soll.

Der Brutling ist weisellos. Die Brut läuft nach und nach aus, bis keine Brut mehr da ist. Hat der Flugling eine Drohnenwabe erzeugt, kann ich diese nun in den Brutling einhängen, damit sich hier die Milben des Brutlings sammeln. Auch diese Wabe wird einige Tage später wieder samt Milbenlast herausgenommen. Ist keine Fangwabe vorhanden, könnte ich den Brutling auch mit Milchsäure behandeln. Hier werden ja die sog. Killermilben vermutet.
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Re: Suche nach meiner optimalen imkerlichen Betriebsweise

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 14. Dez 2007, 12:25

Die fiktive Situation ist nun folgende:

Volk 1 hat einen Schwarm namens V7 abgegeben. V1 und V7 sind nicht behandelt. Die Völker V2, V4 - V6 wurden mittels Fangwabenverfahren behandelt und geteilt in Brutlinge und Fluglinge. Vier Völker wurden zu acht. Hinzugekommen wären nach meiner Zählung die Fluglinge V8 - V11. (V3 gibt es nicht mehr, da ich es im vergangenen Oktober wegen Ausgeräubertwerdens (mit anschließender Selbstaufgabe) mit V2 vereinigt hatte).

Volk 1 dürfte nun die meisten Milben aufweisen. Seine Milben sollen zu milden Milben gezüchtet werden. Also müssen Bienen und Milben dieses Volkes anders behandelt werden. Aber wie?

Meine erste Idee ist, von diesem Volk Drohnenbrutwaben zu erzeugen, die dann - voller 'milder' Milben - zur Infektion in die anderen Völker eingehängt werden, vorzugsweise in jene, die mit Säure behandelt wurden. Das hätte zudem den Vorteil, dass es vom stärksten Volk zugleich die meisten Drohnen gäbe. Trotzdem habe ich kein sehr gutes Gefühl dabei, meine Völker derart massiv mit Milben zu reinfizieren. Sinn hätte diese Prozedur nur, wenn ich wüsste, dass ich ein Volk mit milderen Milben hätte. In den ersten Jahren meiner Imkerei hat das Umhängen milbenverseuchter Drohnenwaben in andere Völker keinen Sinn oder?
Leider fällt mir im Moment nichts besseres ein, um zu milden Milben zu kommen, als das oben geschriebene.
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Re: Suche nach meiner optimalen imkerlichen Betriebsweise

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Di 18. Dez 2007, 11:04

Zu meiner Betriebsweise gehört natürlich nicht nur die Zucht milder Milben, sondern zusätzlich andere Maßnahmen bzw. Unterlassungen.

Ich werde meinen Völker viel Brut- und Honigraum geben: also keine enge Bienenhaltung, wie mir auch schon empfohlen wurde. Der große Brutraum (2 Zargen Deutsch Normalmaß) soll verhindern, dass wegen des fehlenden Absperrgitters zu viel Brut im Honigraum angelegt wird. Ich erachte das Absperrgitter für nachteilig, weil mir das Argument, die Königin solle sich über die gesamte Situation im Bienenstock informieren dürfen, um ihr Verhalten zu optimieren, einleuchtet.

Die Beuten selbst sind aus Holz, nicht aus Hartschaum, da dieser giftige Dämpfe ausdünstet. Die Fluglöcher gehen nicht über die gesamte Breite, sondern nur über 12 cm (im Winter 3 cm), da sie so besser zu verteidigen sind. Im Deckel werde ich in der warmen Jahreszeit ein kleines Flug- und Lüftungsloch offenlassen. Das sorgt für weniger Schimmel und trockeneren Honig. Außerdem können die Bienen die Stocktemperatur besser regeln; es müssen nicht so viele Bienen zum Luftfächeln 'abkommandiert' werden und können sich der Nektarsuche widmen. Zudem ist der Weg der Sammlerinnen zu den Honigwaben kürzer. In der obersten Zarge wird es keine Abdeckfolie geben, da die Bienen sämtliche Beutenteile erreichen und säubern können sollen. Ich werde den Bienen viel Honig belassen und entsprechend wenig füttern.

Statt kompletter Mittelwände werde ich nur noch Rähmchen mit Anfangsstreifen einhängen. Die Bienen sollen selbst bestimmen, wie groß die Zellen sein sollen. Zudem werde ich Naturbau testen, d.h., ich gebe einigen Völkern nur noch die oberen Latten der Rähmchen, an die sie dann vollkommen frei Waben anbauen können. Diese Maßnahme hat dann allerdings zur Folge, dass die Waben beim Schleudern zerstört würden. Aber vielleicht kommt dies sogar meinem Bestreben, viel Bauerneuerung zuzulassen, entgegen. Alte Waben sind sicher nicht gesundheitsförderlich.

Belegstellenbegattung und künstliche Befruchtung sind kein Thema! Nach Möglichkeit Vermehrung über Naturschwärme, Schwarmvorwegnahme und Kunstschwärme, weil das der natürlichen Vermehrung am nächsten kommt.

Wespen werden nicht bekämpft, da sie mir anzeigen, welche Bienenvölker gesund und wehrhaft sind. Ich hatte dieses Jahr (erfolglos) die eindringenden Wespen zu bekämpfen versucht. Dann machte ich jedoch die Beobachtung, dass nur schwache Völker von den Wespen besucht werden. Ich kann also die Wespenbesuche, bzw. das Ausbleiben solcher, als Indikator für gesunde Völker mit ausgeglichenem Bien-Milb-Verhältnis nutzen.
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Überlebenstest

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Mi 26. Dez 2007, 10:08

Beim Nachdenken über die oben geschilderte Methode des Zulassens eines stabilen Bien-Milb-Verhältnisses bin ich nun zu dem Ergebnis gekommen, dass mein komplizierter Versuch, den Überlebenstest für die Bienen zu erleichtern, nicht funktionieren wird. Ich habe keine Hoffnung, milde Milben von 'Killermilben' unterscheiden zu können. Also werde ich wohl 'Mannes' Rat, 'ins kalte Wasser springen zu müssen', bzw. die Bienen 'springen zu lassen', befolgen müssen. Der brutale Überlebenstest ist wohl die beste und einfachste Methode.

Kurze Zeit dachte ich noch, dass ich wenigsten die Fangwabenmethode oder das Drohnenbrutwabenschneiden als Hilfestellung für meine Bienen anwenden könnte, aber auch diese vermeintliche Hilfe läuft meinem Ziel zuwider, denn schließlich soll ja auch mit Hilfe der Drohnen ein stabiles Bien-Milb-Verhältnis erreicht werden.

Ein Volk, das von milderen Milben befallen ist oder das sich auf andere Weise der Milben besser erwehren kann, kann mehr gesunde Drohnen erzeugen als andere Völker, was Vorteile bei der Begattung von Weiseln hat. Die positiven Eigenschaften eines Volkes werden über das Erbgut erfolgreicher Drohnen verbreitet - und dazu gehört auch die große Anzahl von Drohnen aus einem Volk! Deshalb verbietet es sich, Drohnenbrut zu schneiden.

Was also bleibt dem Imker noch übrig?

Fast nichts! Im Grunde muss er fast alles dem Bien überlassen. Ich werde also Beuten bauen, Schwärme fangen und in die Beuten einziehen lassen, viel Brut- und Honigraum lassen und im Sommer den Honigüberschuss ernten. Da ich den Bienen nicht viel helfen kann, muss ich die gewünschte Völkerzahl etwas höher ansetzen: statt 10 mindestens 15 Völker. Mehr kann ich für die Bienen nicht tun. Den Überlebenstest müssen sie selbst bestehen.
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Re: Suche nach meiner optimalen imkerlichen Betriebsweise

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 15. Feb 2008, 12:07

Eine weitere Veränderung meiner Betriebsweise wird sein, dass ich die Bienenkästen nicht mehr in einer Reihe aufstelle, sondern in kleinen Gruppen, bei denen die Fluglöcher in verschiedene Richtungen zeigen. Diese Aufstellung minimiert den Verflug der Bienen und unterstützt somit den sog. vertikalen Milbentransfer und minimiert den sog. horizontalen Milbentransfer.
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