Natürliche Zuchtwahl




Natürliche Zuchtwahl

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Do 13. Mär 2008, 15:13

Wozu immer dieses Herumzüchten am Bien? Seien wir doch glücklich damit, dass es dieses wunderbare Tier gibt und ist, wie es ist! Vertrauen wir darauf, dass sie sich von ganz allein auf die lokalen Gegebenheiten einstellt und sich auf diese Weise lokale Unterarten herausbilden mögen, wie die Natur es will?

Ich plädiere für die unverzüchtete Landbiene. Nehmen wir sie an, wie sie derzeit ist und bauen darauf auf. Schlimme Stecher können wir ja aussortieren - als einziges Zugeständnis an die enge Nachbarschaft des Biens zum Menschen, aber ansonsten sollten wir die Finger weglassen vom Gen, also jeglicher Zucht.

Bei ausschließlicher Standbegattung könnte zB die Carnica selbst bestimmen, wo ihre natürlichen Grenzen sind. Nach Norden hin, wo das Klima feuchter, kühler und unbeständiger ist, würde sich von selbst wieder eine Art dunkler Biene etablieren, und jede Regien hätte die beste Biene, die auch zu dieser Region und ihrem Lokalklima passt.

Nach Italien hin würde sich eine gelbe Unterart einmischen - ganz von allein. Und in Italien selbst würde allein die Ligustica das Sagen haben. Besser gehts doch nicht!

Wir sollten mit der Biene imkern, die ursprünglich in der jeweiligen Region beheimatet war und es dem Bien selbst überlassen, wo ihre Grenzen sind. Die imkerliche Betriebsweise sollte sich der Natur unterordnen, was bedeutet, dass wir alle nur noch Standbegattung zulassen, keine Belegstellen führen und keine fremden Weiseln einkaufen und einkreuzen.

joachim
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Re: Natürliche Zuchtwahl

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 14. Mär 2008, 00:02

Stefan Mandl von der "Arbeitsgemeinschaft Bienenforschung, Wien", http://www.bienenforschung.org/index.ph ... Hauptseite schreibt dazu:


Lieber Joachim, lieber x!

Die herrlich romantischen Ideen von Joachim finde ich wunderbar. Nur eine lokal angepasste Biene ist eine gute.
Wie wir dorthin kommen, das ist das Schwierige.

x, Du hast recht mit Deiner Forderung nach einer leistungsstarken Biene, aber weißt Du, ob unser Heil im Kreuzen verschiedener Rassen liegt. Vor allem, wie werden Deine Enkerln und weiteren Generationen über uns urteilen, wenn sie auch von den Bienen leben wollen?

BG

stefan mandl

(Ich hoffe, Herr Dr. Mandl hat nichts dagegen, dass ich sein Posting hier zitiere. Die ganze Diskussion ist in http://www.iphpbb.com/board/ftopic-9804 ... 53-45.html zu finden.)
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Re: Natürliche Zuchtwahl

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 14. Mär 2008, 08:46

Hier mein Statement an jene, die sich ihrer Selbstbestimmungsrechte beraubt sehen, wenn sie mit ihrer Biene nicht machen dürfen, was sie wollen. Und was sie, die auf ihre Rechte pochen, wollen, ist fast immer dasselbe: Gewinnmaximierung.

Unsere Rechte am Bien enden da, wo die Rechte der Bienen beginnen.
Jedes Lebewesen hat Rechte; nut Dinge haben keine Rechte.

Gewinnmaximierung bedeutet, unsere Rechte über alles zu stellen und den Bienen KEINERLEI Rechte zuzubilligen.
Gewinnoptimierung bedeutet, ein optimales Verhältnis zwischen Bien und Mensch herzustellen, also die Rechte von Mensch und Bien als eine gemeinsame Sache zu sehen und dieses Gemeinschaftsanliegen zu maximieren. (Wo bei auch diese Maximierung genaugenommen wieder eine Fehlbenennung ist, denn zum optimalen Mensch-Bien-System gehört wiederum die optimale Berücksichtigung der Rechte der Blütenpflanzen usw. bis hin zum Ganzen der Natur, die nur Optimierung, keinerlei Maximierung, kennt.)

Wer glaubt, seine Bienen gehören ihm, irrt gewaltig. Und wer glaubt, er könne mit seinen Bienen machen, was er wolle, irrt noch gewaltiger. Und wer glaubt, er dürfe am Genom des Biens herumdoktern, irrt am gewaltigsten: der ist komplett plemmplemm, ein Fall für die Klapsmühle. (Das schreibe ich in Gedenken an diese Genmanipulateure zB von Monsanto. Gott wird dieses Pack strafen! Leider können wir Menschen es nicht strafen, denn diese Handwerker des Teufels wissen nicht, was sie tun; sie sind nicht verantwortlich; sie haben ihre Hirne in leblose Komputer verwandelt. - Wie schrieb noch der große Informatiker Joseph Weizenbaum im Jahre 1972?: "Kein Wunder, dass Menschen, die Tag um Tag mit solchen Maschinen (Komputern) leben und von ihnen abhängen, glauben, dass Menschen lediglich Maschinen seien. Sie spiegeln damit wider, was sie selbst geworden sind.")

Warum wurde die einst hier heimische Nordbiene zum untolerierbaren Stecher? Ich selbst habe Geschichten gehört von "alten" Imkern, die berichteten, sich ihren Bienen nur im Astronautenanzug nähern zu können, d.h. mit doppelter Hose, Imkerschleier, Handschuhen und Gummistiefeln - und froh waren, als dann endlich die friedliche Carnica eingeführt wurde. Ganz im Gegensatz zu diesen Geschichten steht, was mir ein Imker aus Schweden berichtete, - dass seine Nordbiene genauso friedlich wie unsere Carnica sei.

Wie passt das zusammen? Die Antwort fand ich, als ich las, dass kranke, geschädigte, gestörte, der Harmonie beraubte Völker zu Stechern werden. Besonders ein gestörtes Genom des Biens führt zu unerträglichen Stechern. Auch die "Killerbienen" Südamerikas sind Stecher, weil bei ihr die unvereinbaren Gene einer afrikanischen Biene (Scutellata) mit den Genen der europäischen Carnica zusammengepackt wurden. Die natürliche (Selbst)-Entwicklung des Biens wurde gestört.

Unsere einst hier heimische Nordbiene wurde zum Stecher, weil unsere Bienenzüchter - und jeder Imker, der etwas auf sich hielt, war auch Züchter mit dem Segen der Wissenschaft - glaubten, den Bien zu verbessern, indem sie andere bienenrassen willkürlich einkreuzten; ein reger Bienenhandel, an dem nicht schlecht verdient wurde, "blühte" auf. Carnica, Ligustica, Kaukasica, Macedonica - alles, was möglich und gerade greifbar war, wurde eingekreuzt - bis irgendwann gar nichts mehr ging und man das Ergebnis aller Bemühungen verwarf; die Nordbiene (Apis mellifera mellifera) wurde fast ausgerottet.

Jetzt - man hat ja nichts hinzugelernt - macht man selbiges mit der Carnica. Jeder darf züchten wie ihm beliebt. Belegstellen sorgen für Inzucht. Und die Carnica wird immer schwächer. Überlebenstests auf der kroatischen Insel Unije zeigten, dass die Carnica mit den Varroamilben schlechter zurechtkommt, als eine weniger verzüchtete Landbiene.

Die maximal stärkste Störung der inneren Harmonie des Biens geschieht, wenn ihr Genom an die Interessen des Kapitals (Gewinnmaximierung) angepasst werden. Anpassungen an Kapitalinteressen sind nicht nur für den Menschen tödlich; sie sind es auch für den Bien.
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