Imkern ohne Absperrgitter




Imkern ohne Absperrgitter

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Di 17. Jun 2008, 07:40

Die meisten Imker legen zwischen Brut- und Honigzarge ein Gitterrost, Absperrgitter genannt, bei dem die Maschenweite derart gestaltet ist, dass Arbeiterinnen es passieren können, nicht jedoch die Königin. Mit dem Absperrgitter wird erreicht, dass die Königin die Honigzarge nicht erreichen und dort Eier ablegen kann. Die Honigwaben bleiben ohne Brut. Der Honig kann problemlos ausgeschleudert werden. Waben, die noch Brut enthalten, dürfen nicht geschleudert werden, da ansonsten Körperflüssigkeiten von Bienenmaden in den Honig geraten würden. Ein solcher Honig dürfte natürlich nicht verkauft werden; ihn zu essen wäre wohl auch eine recht eklige Angelegenheit.

Letztes Jahr imkerte anfangs auch ich mit Absperrgitter (allerdings ohne Hochhängen einiger Brutwaben). Ich machte jedoch die Beobachtung, dass die Arbeiterinnen mit vollen Honigblasen Probleme beim Schlupf durch die engen Schlitze haben und ihren Honig lieber im Brutraum unter dem Absperrgitter abladen.* Das Gitter stellt ein Hindernis dar, das den Bienen nicht behagt. Außerdem verklemmen sich in meinen Selbstbaubeuten diese Gitter in den aufgesetzten Zargen, sodass ich nur Ärger damit hatte. Also überlegte ich mir eine absperrgitterlose Betriebsweise.

Bei der Durchsicht meiner Bienenvölker fiel mir letztes Jahr auf, dass die Bruträume immer auf die gleiche Art und Weise angelegt sind: In den oberen Ecken der Waben befindet sich immer Honig; ist viel Honig im Brutraum, wird er am linken, rechten und oberen Rand eingelagert. In der Wabenmitte bis zum unteren Rand ist die Brut zu finden. Ist sehr viel Brut in der Wabe, sind nur die oberen Wabenecken mit Honig belegt.
Um die Brutflächen herum ist meist ein Pollenkranz angelegt.

Wenn die Bienen im Frühjahr ihr Brutnest erweitern, erweitern sie die Brutwaben nach unten hin durch neuen Wabenbau. Lagern sie frischen Nektar/Honig ein, erweitern sie die Honigecken oben links und rechts durch Honigeinlagerungen in Zellen, aus denen die letzte Brut geschlüpft ist, bis diese oben miteinander verbunden sind. Es entsteht eine Honigkappe über dem Brutnest. Diese wird durch weitere Honigeinlagerungen immer breiter - die Grenze zwischen Honig und Brut verschiebt sich nach unten; die Brutfläche wird entsprechend nach unten verlagert.

Wenn die Imker im Frühjahr eine zweite Brutzarge aufsetzen, unterbrechen sie die Honigkappe, indem sie der ersten Brutzarge zwei zentrale Brutwaben entnehmen und in die Mitte der zweiten Brutzarge hängen. Die Leerstellen werden mit Leerwaben oder Mittelwänden aufgefüllt. Die Königin benutzt die Unterbrechung der Honigkappe als Weg in den oberen Brutraum, wo sie dann das Brutnest erweitert. Ich verzichtete auf dieses Hochhängen von Brutwaben, da es mir angesichts des unbeständigen Wetters als allzu riskant erschien, die hochgehängten Waben der möglichen Unterkühlung auszusetzen. Da die Königin jedoch die Honigkappe über der Brut nur ungern überschreitet, bleibt beim Nichthochhängen einiger Brutwaben die zweite Brutzarge oft sehr lange ungenutzt. Ich entschied mich deshalb, künftig die zweite Brutzarge nicht aufzusetzen, sondern unter die erste Brutzarge zu setzen. Das kommt auch dem Trieb der Biene entgegen, das Brutnest nach unten zu erweitern, besonders, wenn oben Honig eingelagert wird.

Sobald mit der Rapsblüte die Völker stark sind und die erste große Massentracht beginnt, werden die Honigzargen aufgesetzt. Bei meinen Völkern ist dann der obere Honigkranz in der oberen Brutzarge nicht unterbrochen worden wie es bei den Völkern jener Imker der Fall ist, die die zweiten Bruträume auf- statt untersetzen. Dieser Honigkranz über der Brut dient als natürliches "Absperrgitter", das die Königin nicht überschreitet. Ich kann die Honigzarge getrost ohne Absperrgitter auf den oberen Brutraum aufsetzen. Das Ärgernis, Brut in den Honigwaben vorzufinden, gab es nur dort, wo ich die neue Praxis noch nicht konsequent durchgeführt hatte. Ärger gab es besonders dann, wenn ich zuerst eine 2. Brutzarge und später (zu früh) eine Honigzarge aufgesetzt hatte. Die Honigzarge sollte erst aufgesetzt werden, wenn die Honigkappe im Brutraum geschlossen ist.

Hatte man den 2. Brutraum jedoch auf- statt untergesetzt, muss man zu lange warten, ehe die Honigkappe in der 2. Brutzarge geschlossen ist. Dann befindet sich bereits sehr viel Honig im Brutraum, ehe die Honigzarge aufgesetzt werden kann. Aus diesem Grund verwenden die meisten Imker ja das Absperrgitter.

Bei den Trogbeuten imkere ich nach demselben Prinzip wie ein Forumsbeitrag aus meiner Feder zeigt:

"Als ich letzten Herbst und Winter Probleme mit dem Schultergelenk bekam (ich hatte zu viel "geschreinert" - ein Gartenhaus und ein par Magazinbeuten gebaut) und ich fürchtete, bald die schweren Honigzargen nicht mehr heben zu können, kam ich auf die Idee, mir Trogbeuten für meine Deutsch-Normalmaß-Waben zu bauen. Die Länge der Trogbeute war so bemessen, dass 33 Waben in einer Reihe hineingehängt werden konnten. Unter und über den Rähmchen ist je 1 cm Plaz; der Deckel ist bloß aufgelegt, kann jedoch mit Draht festgezurrt werden.
Zwei von drei dieser Beuten sind nun in Betrieb, und ich kann nur sagen: Es ist gut Arbeiten mit ihnen. Ich musste nur etwas bei der Sortierung der Brut- und Honigwaben nachhelfen. Honigwaben, die etwas Brut enthielten, rückte ich bei den Kontrollen stets ein Stückchen weiter nach hinten, wo die Brut schlüpfte und nicht wieder bestiftet wurden. So erhielt ich schöne Honigwaben. Ganz vorne am Flugloch legen die Bienen ja immer eine Honigwabe an. Da in den Brutwaben genug Honig vorhanden war, entnahm ich diese Honigwaben und hängte sie hinten zu den anderen Honigwaben. Auf diese Weise entstand nach hinten hin eine Sperre aus Honigwaben, die die Kö nicht überschritt: sämtliche Leerwaben und MWs, die ich ganz hinten hin hängte, wurden mit Honig gefüllt. Da hinter den Honigwaben noch Platz war, konnte ich dort auch super nach der Honigernte das Verdeckelungswachs hineinschütten und auslecken lassen. Ich erhielt schönes, trockenes Wachs. Auch ein Futtereimer lässt sich dort gut plazieren...

Falls sich die Trogbeute weiterhin bewährt, werde ich wohl ganz auf sie umstellen. Bei ihnen kann ich die Brutwaben auch sehr viel leichter in Augenschein nehmen. Dieses Jahr hatte das leider nur mittelstarke Volk 15 Brutwaben und nur 6 Honigwaben gebraucht. Es war noch viel Platz in der Bude. Die beiden folgenden Trogbeuten, die ich baute, sind etwas kleiner: Platz nur noch für 30 Waben. Das sollte reichen.

Absperrgitter verwende ich generell nicht. Ist in den Trogbeuten viel Platz übrig, stecke ich ein Sperrschied ein."

* Ich hatte freilich ein paar weitere Fehler gemacht, zB die zweiten Brut- und die Honigzarge viel zu früh aufgesetzt zu haben. Der Weg der Sammlerinnen vom Flugloch zur Honigzarge war lang und leer, sodass die Bienen den Honig lieber in den noch auszubauenden Brutraum (unter dem Absperrgitter) unterbrachten. Im Nachhinein kann ich nicht sagen, die Absperrgittermethode habe sich nicht bewährt - ich hatte sie nie fachgerecht angewandt. Aber die Konsequenzen, die ich aus dem Nachdenken übr die Situation zog, waren richtig.
hanjoheyer
 
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von Anzeige » Di 17. Jun 2008, 07:40

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