Bei meinen fast täglichen Spaziergängen im April vorbei an blühenden Rapsfeldern fiel mir auf, dass es in der Gegend um Dienstweiler keine einige Honigbiene mehr gab! Vor 30 Jahren war das noch ganz anders: da summte es in den Rapsfeldern geradezu; auf jeden Quadratmeter kam mindestens eine Biene. Was war in der Zwischenzeit geschehen? Mein Interesse war geweckt. Ich recherchierte im Internet und fragte einen Imker aus einem Dorf 10 km weiter. Er meinte, es sei heute keine Seltenheit mehr, dass ganze Regionen quasi bienenfrei seien. Viele Imker haben die Bienenhaltung aufgegeben, da seit Anfang der 80er Jahre eine neue Krankheit, die Varroatose, eingeschleppt worden sei und den Imkern jede Freude am Hobby geraubt habe. Seit die Varroamilbe sämtliche Bienenstöcke Deutschlands befallen habe, seien die Zeiten einfachen, problemlosen Imkerns vorbei. Die Varroabehandlung sei nicht einfach zu handhaben; viele Imker haben sämtliche Völker verloren, manchmal mehrere Jahre hintereinander, und hatten dann einfach keine Lust mehr, weiteres Geld für den Kauf neuer Völker zu investieren. So gesellte sich zum Bienensterben ein "Imkersterben". Früher hatte noch fast jeder Bauer ein paar Bienenkästen. Er brauchte sich nur einmal im Jahr, bei der Honigernte, um seine Völker zu kümmern. Das sei heute vorbei: ständig müsse man den Milbenbefall der Völker im Auge behalten und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ergreifen.
Im Internet las ich zudem Horrormeldungen über ein großes Bienensterben in den USA. Dort grassiere eine Krankheit namens CCD. Bis zu 90 % aller Bienenvölker verließen ihre Stöcke und ließen nur die Königin und ein paar frischgeschlüpfte Arbeiterinnen auf sonst leeren Waben zurück. Auch in Deutschland gab es zB im Winter 2002/2003 Verluste von über 70 %.
Ich ließ mich von diesen schlechten Nachrichten nicht abschrecken und kaufte mir von zwei Imkern insgesamt drei Völker. Ein Volk erhielt ich als Einstandsgeschenk des Niederbrombacher Imkervereins und eines von einem Imkereibedarfshändler, bei dem ich meine Erstausstattung kaufte. Ein sechstes Volk war bereits ein erstes "Eigenprodukt" - ich machte einen Brutableger, in welchen ich eine gekaufte, angeblich varroatolerante Königin, hineinsetzte.
Meine Bienenvölker entwickelten sich prächtig; Honig erntete ich jedoch nur vom stärksten, dem sog. "Wirtschaftsvolk". Die anderen Völker waren nur kleine sogenannte Ableger. Sie werden, falls sie den Winter überstehen, erst im nächsten Jahr (hoffentlich) überschüssigen Honig produzieren, den ich dann ernten kann. Die Ableger hatten zwar auch schon etliche Waben mit Honig gefüllt, ich erwartete auch von ihnen reiche Ernte, aber dann kam der verregnete Sommer, und ich hatte Glück, rechtzeitig zu bemerken, dass die armen Bienen beinahe verhungert wären. Statt Honig zu ernten, musste ich die jungen Völker füttern. Das starke Volk, von dem ich 33 Gläser Honig geerntet hatte, hatte noch einmal fast dieselbe Menge Honig gespeichert, die ich nach der Kleeblüte abschleudern wollte, aber als ich nachschaute, waren von den 11 vollen Honigwaben (mit ca. 16 kg Honig) nur noch lächerliche fünf übrig.
Nach der Schleuderung dieser fünf Waben fütterte ich nun auch dieses Wirtschaftsvolk. Dabei machte dann einen Anfängerfehler - ich hatte den Deckel der Beute dieses starken Volkes nicht dicht genug gebaut - diesem Volk schwer zu schaffen. Die Bienen der anderen Völker rochen durch die Ritzen des Deckels das Zuckerwasser und begannen das Wirtschaftsvolk auszuräubern. Aufgrund meiner Unerfahrenheit bemerkte ich die Räuberei zu spät - ich deutete das Geschehen am Flugloch falsch - und das Volk gab sich schließlich selbst auf. Ich entnahm die Königin und setzte es auf ein kleines Volk obenauf. Seit dem habe ich nur noch fünf Bienenvölker.
Ab nächstes Frühjahr wird ein Schild über der Haustür für "Honig aus eigener Imkerei" werben, und ich hoffe, genügend Kunden für das Erzeugnis meiner Bienen zu finden. Es gibt für die Bürger Dienstweilers drei unschlagbare Argumente für meinen Dienstweiler Honig:
1. Lokaler Honig gegen lokale Pollenallergien. Ich als Nichtmediziner darf keine medizinisch relevanten Aussagen machen, aber ich denke, darauf hinweisen zu dürfen, dass es wissenschaftliche Arbeiten gibt, die zeigen, dass viele der Pollenarten einer Region, die Allergien auslösen können, auch im Honig enthalten sind, der in dieser Region gesammelt wurde (außer zB Gräserpollen). Wer im Winter Honig aus jener Region, in welcher er auch eine Pollenallergie bekommt, isst, kann sich mit dem Genuss des lokalen Honigs entsensibilisieren.
2. Honigkauf ist Vertrauenssache. Bei fremden Honigen weiß ich nicht, was noch alles drin ist. Deutscher Honig unterliegt strengen Qualitätsauflagen und garantiert, wenn er in den typischen DIB-Gläsern (Gläser des Deutschen Imkerbundes) verkauft wird, dass sich in Honiggläsern nichts außer Honig befindet. Letztens las ich in der Zeitung, dass zB 600 Tonnen mit Pestiziden belasteter Honig nach China zurückgeschickt wurde. Ausländische Billighonige aus dem Supermarkt erwecken immer mein Misstrauen.
Am 26.1.08 las ich - siehe Posting weiter unten - dass Kanadischer Honig mit genmanipuliertem Pollen kontaminiert ist und deshalb gefiltert wird, wobei er seine wertvollsten Bestandteile verliert.
Ausländische Honige sind auch niemals "Bio" oder "Öko" - auch nicht bei bester Qualität, denn man braucht für jedes Glas ausländischen Honigs im Schnitt noch einmal dieselbe Menge an Benzin, um ihn hier her zu verfrachten.
Ich werde meine Bienen, soweit es möglich ist, natürlich und bienengerecht behandeln - auch auf Kosten der Erntemenge. Den Fehler, den ich in meinem ersten Jahr machte - dem Wirtschaftsvolk die letzten acht Kilogramm Honig wegzunehmen, werde ich sicher nicht wiederholen. Meine Devise lautet: nur wenig füttern, den Bienen viel eigenen Honig belassen. Lieber ein paar Völker mehr halten.
3. Wer deutsche Honige kauft, unterstützt damit auch die Bestäubung deutscher Obstbäume und anderer Kulturpflanzen, die auf Befruchtung angewiesen sind. Honig kann importiert werden, nicht jedoch die Bestäubung der Blüten. Die Birnenernte fällt um bis zu 90 % höher aus, wenn die Blüten von Bienen bestäubt wurden, als wenn man auf Selbstbestäubung oder den wenigen Hummeln vertraut. Bei Raps sind 30 % mehr Ertrag zu erwarten; bei Apfelbäumen 40 %. Gut bestäube Erdbeerblüten werden zu viel dickeren Erdbeeren, als wenig bestäubte. (Die genauen Zahlen muss ich noch einmal recherchieren und werde sie bei Bedarf korrigieren).
Wer also in der Gegend um Dienstweiler Obstbäume, Erdbeerbeete oder gar Raps- und Maisfelder hat, sollte auch im eigenen Interesse den derzeit einzigen Imker in Dienstweiler unterstützen, indem er den von meinen Bienen erzeugten Honig kauft. Der Preis für ein 500-Gramm-Glas beträgt vorerst 3,50,- Euro. Dieser Preis ist 50 Cent niedriger, als er vom Deutschen Imkerbund als Mindestpreis vorgeschlagen wird; er entspricht jedoch dem in dieser Gegend üblichen Preis.
Sollte es mir allerdings gelingen, bei meinen Bienen ohne Medikamente auszukommen, sehe ich mich berechtigt, einen Preis zu nehmen, der über dem hier Üblichen liegt: 4,- Euro oder gar 4,50 Euro.
Ich verkaufe keine Sortenhonige, sondern ausschließlich Mischblütenhonig. Ich veröffentliche allerdings laufend, welche Trachtpflanzen meine Bienen anfliegen, sodass ich ungefähre Angaben über die Art des Honigs machen kann.
Angebot an Dienstweiler Landwirte:
Obwohl die Bestäubungsimerei in Deutschland noch nicht so verbreitet ist wie zB in den USA oder in den Niederlanden, möchte ich in dieser Region den Anfang machen und biete die Bestäubung von Feldern - hier hauptsächlich der Rapsfelder - gegen 30,- Euro pro Volk für den gesamten Zeitraum der Blüte, an. Die Bienenkästen werden dann unmittelbar neben (oder in) die Felder gestellt. Es werden vier Völker pro Hektar empfohlen. Als Gegenleistung biete ich - außer der Bestäubung selbst - 3 Gläser Honig pro vermietetes Volk. Sollte dieses Angebot angenommen werden, muss ich natürlich die Anzahl meiner Völker erhöhen, was insgesamt die Bestäubungssituation in und um Dienstweiler verbessert.