Wir sind, was uns überzeugte




Wir sind, was uns überzeugte

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » So 9. Dez 2007, 14:15

Sinnesorgane, Eltern, Schule, Uni, Beruf, Gesellschaft, Fernsehen, Kino, Zeitungen, Werbung, Public Relations, Einschaltquoten - alles manipuliert unsere Selbstwahrnehmung, unser ICH. Indiziensammlung. Diskussion.

Täglich treffen wir auf Indizien für Manipulationsversuche. Beweisen lassen sie sich sich meist nicht, denn wie sollte man die Absichten irgendwelcher Großvorbilder beweisen?

joachim
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Re: Wir sind, was uns überzeugte

Ungelesener Beitragvon Akhyor Levian » So 30. Dez 2007, 13:03

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Re: Wir sind, was uns überzeugte

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Mo 31. Dez 2007, 09:59

Hallo Akhyor Levian,

sicher manipuliert jeder jeden, wenn er öffentlich schreibt. Aber wir setzen zugleich auch alles öffentlicher Kritik aus, und was zB meiner Kritik standhält, erlaube ich, mich zu manipulieren. Auf diese Weise stellen wir Gemeinschaft her - und eine gemeinsame Welt. Soziologen würden sagen: eine gemeinsame Subkultur. Wie groß dann diese Subkultur wird, entscheidet dann die Überzeugungskraft der Argumente, die man vorträgt. Ich zB versuche derzeit die Subkultur der 'nichtbehandelnden Imker' zu vergrößern.
Einen Willen zu haben, macht uns zu Menschen. Keinen zu haben, macht uns zu mechanischen Reiz-Reaktionsmaschinen.

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Re: Wir sind, was uns überzeugte

Ungelesener Beitragvon Akhyor Levian » Do 3. Jan 2008, 00:29

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Re: Wir sind, was uns überzeugte

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Do 3. Jan 2008, 10:32

Hallo Akhyor,

am Beispiel 'Bienen' lässt sich gut zeigen, dass es nicht nur um meine Überzeugung geht, sondern auch um das, was ich für den Bien am besten halte. Es ist zwar auch meine Überzeugung, mein Glaube, dass das Nichtbehandeln des Biens für mich UND den Bien das Beste ist, aber ich bin auch davon überzeugt, dass es richtig ist, nicht meinen Willen gegen den Bien durchzusetzen, sondern den 'Willen des Biens' zu berücksichtigen, weil ich weiß, dass meine Überzeugungen zum Scheitern meines Imkerns führen würden, wenn ich den Willen des Biens nicht berücksichtige.

Mit anderen Worten: Ich bin davon überzeugt, dass meine vom Bien unabhängige Überzeugung zum Scheitern der Imkerei führen würde. Also versuche ich mich in die Ansprüche des Biens hineinzudenklen/-fühlen, um meine Überzeugungen dem Willen des Biens anzupassen (unterzuordnen). Ich will dem Bien helfen, indem ich dessen 'Interessen' vertrete.

Selbstverständlich sind die Interessen des Biens Unterstellungen von mir. Niemand weiß, ob und was Bienen wollen. Nach meiner Überzeugung wollen Bienen sich vermehren. Der Imker will Honig, bestäubte Blüten (viel Obst) und Geld. Im Wissen, dass ich meine Ziele nur mit dem Bien und nicht gegen ihn erreiche, arbeite ich für das Wohl der Bienen.

Im Bien-Mensch-Verhältnis ist das Miteinander ein leicht verständliches Ziel. Jeder Imker weiß, dass es letztlich nur im großen Miteinander möglich ist, Erfolg zu haben.

Weltanschauliche Differenzen gibt es erst nach dem Auftauchen von Bienenkrankheiten wie zB der Varroose. Die Krankheitserreger werden aufgrund unserer Kultur als Feinde interpretiert, die ausgerottet werden müssen. Da die Ausrottungsversuche fehlgeschlagen sind, plädiere ich in Bezug auf Krankheiten für ein Umdenken: auch Krankheitserreger lassen sich im großen Miteinander besser 'bekämpfen', als im Gegeneinander.

Zu dieser Überzeugung bin ich gelangt, weil ich nicht mehr krank wurde, seit ich meine Krankheiten nicht mehr bekämpfe, sondern sie als Aufforderung deute, mein Leben zu ändern. Diese Erkenntnis wende ich auf meine imkerliche Betriebsweise an: Ich will nicht mehr Gift in die Bienenstöcke sprühen, sondern die Betriebsweise meines Imkerns ändern. Ein bienengemäßes Imkern hält den Bien gesund, obwohl es die Milben nicht ausrottet.

Als Bestätigung dieser Überzeugung werte ich das Leben wildlebender Bienen, die es häufig schafffen, ohne medikamentöse Behandlung trotz Varroamilben zu überleben.

Das Verhältnis Mensch - Bien - Milb lässt sich nun auf andere Themen übertragen. ZB auf den Krieg, den Konkurrenzkampf allgemein. Dieser Kampf erzeugt ein Selbstmodell im Menschen, das ich EGO nenne. Das EGO ist weit enfernt vom großen Miteinander, da es von ihm entfremdet ist.

Purer Egoismus ist deshalb dumm. Und wie steht es mit purem Miteinander - mit reiner Kontemplation und Verschmelzung mit dem Weltgeist aus? Das wäre die völlige Auflösung. Das möchte ich auch nicht. Also wähle ich einen Mittelweg, den ich intelligentes Handeln nenne.

In diesem Sinne kritisiere ich auch die Evolutionstheorie. Sie ist zu sehr als Krieg gedacht. Reine Weltgeisttheorien lehne ich ebenso ab. Bleibt als Mittelweg die Intelligenz oder die Willensfreiheit. Aus diesem Grund sehe ich als Triebkräfte der Entwicklung des Lebens nicht (zufällige) Mutation und Selektion (Leid, Krieg), sondern die Verwirklichungsgeschichte von freiem Willen.

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Re: Wir sind, was uns überzeugte

Ungelesener Beitragvon Akhyor Levian » Do 3. Jan 2008, 23:11

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Re: Wir sind, was uns überzeugte

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Fr 4. Jan 2008, 10:52

Ist Bee-Movie mehr als ein Kinderfilm wie 'Biene Maja'?

Ich unterscheide zwischen Ego und Ich: Das Ego ist völlig fremdbestimmt; es kennt nur das Äußere. Der egoistische Mensch ist vollständig Außenwelt, kein Subjekt. Und da er sich über alles irrt, weiß er nicht einmal davon. Wenn einer glaubt, er bestehe aus (toten) Atomen, sagt mir dass alles: er ist Außenwelt, lebt ein Pseudoleben, ist Sklave. In diese Richtung argumentieren alle Schulen, alle Zeitungen, das Fernshen usw..
Das Ich ist der Lage, zu refklektieren: es kann sich selbst erkennen - erkennen, dass es zum größten Teil Ego ist - und kann so Bewusstsein entwickeln. Das Bewusstsein kann Raum und Zeit transzendieren, kann die Ewigkeit als Lebensform für sich entdecken und so zum Ich werden. Im Ich habe ich mich selbst erschaffen: bin Subjekt.

Was die Ursache von Krankheiten anlangt, möchte ich anmerken, dass ich das gar nicht in einem Kausalzusammenhang klassischer Interpretation sehe. Vielemehr sehe ich Krankheiten als Erscheinung eines falschen Lebens an. Alles Materielle wird vom Geist verursacht. Das Kausalsystem klassischer (nat.-wissenschaftlicher) Interpretation ist anders: Es führt als Ursache von Erscheinungen andere Erscheinungen an. Diese Denkrichtung lehne ich ab, da sie immer nur die Oberfläche des Seins beschreibt, nie in die Tiefe des Seins führt. Die Evolutionstheorie erachte ich genau aus diesem Grunde als falsch. Sie sucht immer nach Erscheinungen als Ursache von Erscheinungen; ich aber suche nach der generellen Ursache aller Erscheinungen, und die ist der bewusst denkende Geist.

Mit deinem "Schluss, aus!" hast du die Kausalkette des Leidens unterbrochen. So etwas funktioniert natürlich nur, wenn Bewusstsein über diese Verstrickungen des Egos gebildet werden konnte. D.h. wenn man als Ursache den Geist erkennen kann und zum Ich wird.

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Re: Wir sind, was uns überzeugte

Ungelesener Beitragvon Akhyor Levian » Mo 7. Jan 2008, 14:03

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Re: Wir sind, was uns überzeugte

Ungelesener Beitragvon bienenwerkstatt » Di 8. Jan 2008, 04:23

Hallo Joachim.
Ich bin Imker und rede über Bienen. Ich bin auch ein Mensch und rede mit und über Menschen.
Bienen reden miteinander. Ihre Kommunikation ist gut. - - -> Schwänzeltanz, Zittertanz, bepiepen usw. Da ihre Kommunikation gut ist funktioniert ihre Gemeinschaft.
Deine Denkansätze über Bienen enthalten "Segmente" die mir gefallen. (Resonanz). Deine Art des Ausdrucks weniger. Bienen teilen sich einander inhaltlich mit. Das interessiert also Bienen. Sie beschimpfen sich nicht. (Dissonanz).
Das "wie" und "was - also Form und Inhalt sind zwei Regelkreise die einander bedingen - und sie müssen in Balance sein.
Wenn nicht - wirst Du nicht gehört.
Wer nicht gehört wird, wird laut. (verstärkte Dissonanz).
Ich habe seit Jahrzehnten Bienen. Ich habe soviel Honig auf Lager dass Ertragsoptimierung kein Thema zu sein braucht.
Auch ich liebe meine Bienen und lerne von ihnen.
Dennoch mache ich einige Dinge anders als Du es vorschlägst.
Ich finde das gut.
Ich finde auch Deine Art (für Dich) gut.
Das Schöne an der Bienenzucht ist dass uns die Natur selbst sagt was richtig und falsch war. Wir brauchen nicht zu streiten.
Auch die Natur versucht ständig Neues.
Warum sollten Menschen anders sein?
Mit imkerlichen Grüßen
Heinz
http://www.bienenwerkstatt.eu
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Re: Wir sind, was uns überzeugte

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Di 8. Jan 2008, 10:33

Hallo Heinz,

vielen Dank für dein Interesse und deinen ersten Beitrag in diesem Forum.

Ich frage mich selbst auch immer wieder, ob es sich lohnt, zu schimpfen und auf Werte zu pochen, die gar keinen Wert mehr haben. Es gibt weder Moral noch Wahrheit, sondern nur noch das Geld und die damit verbindenen Interessen und Durchsetzungsmacht - so sagen heute die anerkannten Experten. Ich stelle mir auch manchmal vor, mich einfach nicht mehr um Politik und Wirtschaft zu kümmern und mich friedlich zB den Bienen zu widmen, doch dann kommt der Gedanke, dass die lizenzierte Monsanto-Genbiene vor der Tür steht, sich in meine Bienen einkreuzt und ich unversehens Lizenzgebühren an den Feind überweisen muss, wenn ich einen eigenen Schwarm einfange.

Es gibt zwei Wege, die ich ablehne. Der erste ist der der Unternehmer und anderer tätiger Menschen, die eifrig einen Haufen Dreck von links nach rechts schippen und wieder zurück - so umschreibe ich das Werkeln in sinnloser Welt (im Materialismus gibt es nach dem Wort der Experten keinen Sinn), und der zweite Weg ist der Rückzug aus der großen Politik ins Private und die Suche nach dem kleinen Glück in den eigenen vier Wänden.

Ich gehe einen mittleren Weg: Da mir die offizielle Version der Welterklärung zu verlogen ist, habe ich mir einen eigenen 'Mythos' kreiert, der viel stärker an der Wahrheit orientiert ist, als zB das Weltmodell der Naturwissenschaften oder der ökonomisch gedrillten Köpfe. Am Maßstab meines Mythos messe ich die Welt. Das geht nicht ohne Schimpfe. Ich kanns mir leisten, da mir sowieso kaum einer zuhört und da ich ohne Partizipation an der Welt nicht erpressbar bin.

Die Herren der Welt wollen mich draußen haben, und ich ärgere sie, indem ich mich permanent in ihre Welt einmische. Dabei lasse ich es zu, dass meine innere Harmonie immer wieder gestört wird. Aber ich lerne auch, diese Harmonie immer wieder zu finden, selbst bei größten Störungen. Ich halte das für sehr wichtig. Ich kannte mal einen Advaitaphilosophen, der sich fast nur noch mit seinen Gefühlszuständen beschäftigt hatte und dann von den geringsten Außenweltstörungen aus dem Gleichgewicht gerissen wurde. Er hatte es versäumt, mit Störungen umgehen zu lernen. Für mich war das eine wichtige Lehre.

Lernen bedeutet für mich jetzt eigentlich nur noch: mich stören lassen und lernen, mich wieder in Harmonie zu bringen.

joachim
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