Die Macht des Man




Die Macht des Man

Ungelesener Beitragvon tanner » So 26. Jul 2009, 12:59

Dem ersten Impuls den Du verspürst kannst du eigentlich selten trauen.

Warum?

Weil der erste Impuls oft nur das ist, was man bei dir hervorrufen möchte. Wozu man dich provoziert. Wozu will man dich provozieren? Das fragst du. Damit du jenen Fehler begehst, worauf der Andere wartet, damit er dir sein Spiel aufzwingen kann.

Wozu sollte er das wollen? Damit du tust was er will. Das ist eine Machtfrage. Also eine Fraglosigkeit der Seinsvergessenheit. Wenn du auf diesen Impuls einsteigst, wirst du niemandem eine Schuld zuweisen können. Du hattest rückblickend auch die Möglichkeit dich diesem Impuls zu versagen. Es gilt hier wie dort. Trau schau wem.

Weiter fragst du, wie kann ich das wissen? Du kannst es ahnen. Wird dir der Satz im Munde umgedreht? Will man dich absichtlich falsch verstehen? Macht man Witze, die alle lustig finden ausser einem? (Erste Abwertung.) Überhaupt, macht dieser 'man' stets Witze auf Kosten anderer um den Rest mit überzogenem Gelächter auf seine Seite zu ziehen? Das alles sind die Machtspiele der Uneigentlichen. Der "Sündenbock" hat lediglich die Aufgabe die Uneigentlichen zu versammeln. Diese Macht ist die Macht der Uneigentlichen. Das Man.

Diese Macht "lebt" einerseits davon das 'man' sich einvernehmen lässt und andererseits davon, dass sich der Eigentliche, für-sich-stehend, der "Einverleibung" zu widersetzen scheint. Er will nicht so, wie man will. Dieser erhält möglicherweise den Titel: "Der Andere". Das heisst, er wird mithin, bei Gelegenheit nicht mehr namentlich angesprochen. (Ausgrenzung.)

Was 'man' meint, dass gilt als wahr und wirklich. Das ist die Scheinsicherheit, die in solchem verborgen ist. Was man aber meint, hält sich nur so lange man es meint. Das heisst, es ist eine Vorstellung. Man gibt sich der Vorstellung hin, dass es sich so verhält wie man meint. (Mystifizierung der eigentlichen Person.) Dazu fühlt man sich berechtigt, weil vom Man ermächtigt. Die Wahrheit wird jetzt das Beschämende für die an die Vorstellung Verfallenen, denn sie führt als solche die blosse Vorstellung vor sich selbst. Das heisst die Wahrheit des Eigentlichen wird zum Feind. Die Uneigenlichkeit wird zementiert und als "Wir-Gefühl" verklärt.

Man bleibt man.

Das alles kann nur geschehen weil das Man nicht denkt. Das bedeutet, man stellt einerseits einer Vorstellung nach und andereseits notwendigerweise Macht her, um die Vorstellung zu ermächtigen, um sich wiederum der "Wahrheit", zu bemächtigen, die jetzt bedeutet: Wahrheit ist meine Vorstellung, insofern ich sie den Vielen irgendwie schmackhaft gemacht(!) habe. Die Wahrheit wird zum gemachten. Das Hergestellte dessen Sein im Schein besteht.

"Der Impuls" ist das erste Signal, dass dich zur Vorstellung und nicht weniger zur Verstellung verzwingen will. Ob es dich verzwingen kann, entscheidet kein geringerer als du selbst. Macht ist das künstlich hergestellt Gefälle zwischen Schein und Sein. Jener der sich bemächtigen will, kann das nicht von sich aus. Er dient sich an. Er ist der riesenhafte Zwerg.

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von Anzeige » So 26. Jul 2009, 12:59

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Re: Die Macht des Man

Ungelesener Beitragvon tanner » So 26. Jul 2009, 14:27

Ich fasse den wesentlichen Satz.

Die Wahrheit führt als solche die blosse Vorstellung vor sich selbst.

Wie kann die Wahrheit nun beschämend sein? Weil die Macht des Mächtigen als Schein zu Tage tritt. Er ist Machthaber einzig im Sinne der Veräusserung seiner Selbst, er hat sich der Macht und den Gesetzen der Macht unterworfen. Frei kann er dadurch nicht mehr sein. Er ist an die Macht gebunden. Nicht er hat Macht, die Macht hat ihn.

Im wesentlichen heisst das, er muss fortan um die Vielen besorgt sein, denn nur diese ermöglichen das Gefüge der Macht. Das Wesen der Macht ist das verborgene Wesen des Seyns als Verkehrung. Denn, dass das Seyn nicht wese ist unmöglich solange Dasein ist, das aber der Mensch nicht versteht alltäglich.

Der Ausruf Nietzsches vom Massenmenschen ist (auch) dahingehend zu deuten. Die Seinsvergessenheit west in der Masse als ohnmächtige Macht. Als Macht die niemandem gehört, aber von einigen nutzbar (bestellbar) gemacht wird. (Das Wesen der Technik.)

Demokratie, so wie sie heute 'betrieben' wird, ist nicht viel mehr als die Bestellung der Masse für den politischen Zweck. Weiterhin ist der politische Zweck bestimmt durch die Wirtschaflichkeit, das heisst, die Reduktion von nahezu allem auf Nützlichkeit. "Mach dich nützlich", heisst, produziere. Da Denken (nicht rechnendes Stellen, planen etc.) keinen direkten Nutzen hat, ist es nicht not-wendig. Diese "wirtschaftliche" Demokratie bleibt ohne Not, also denkt sie nicht. Sie ist ganz und gar Betrieb.

Der ganze Globus wird in diesen Betrieb verzwungen. Heute muss man eigentlich schon sagen, unser Planet wird betrieben. Er ist Produktionsstätte.

Was von sich her nicht produzieren kann, (beispielsweise Raum), produziert Kosten. Die Rationalisierung wird zur irrationalen Raserei, scheinbar ohne das es bemerkt wird. Alles wird durch die Vernunft belegt und besiegelt. Vernünftiges argumentieren. Der "vernünftige" Mensch ist ebenso wie der "mächtige Mensch" nicht frei. Er hat sich gänzlich der Vernunft unterworfen. Er wird zum Opfer einer Ratio, die er sich in aufklärerischem Ansinnen als neuen Gott erwählt hat.

"Gott ist nicht tot, er nennt sich heute anders."


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Re: Die Macht des Man

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Sa 3. Apr 2010, 10:56

Hallo Tanner,

auch wenn du meine sehr verspätete Antwort wahrschenlich nie mehr zu lesen bekommen wirst, möchte ich deine Ausführungen nun doch noch kommentieren. Ich gebe zu, nicht geantwortet zu haben, weil ich schlichtweg nicht alles verstanden habe, nicht unbedingt aus inhaltlichen Gründen, sondern eher aus gramatischen. Viele Versuche, deine Ausführungen zu verstehen, gerieten irgendwie ins Stocken, auch wenn ich immerhin ahnte, dass du möglicherweise zwar recht haben könntest. Ich war mir nicht sicher, ob du meintest, dass zB vom Übergang vom Ich zum Man sein individuelles Sein zugunsten der Teilnahme an einer Masse verlorengeht, und dass man nur dann, wenn man sich mit dem Denken des "man" identifiziert, der Macht anderer Menschen unterliegt.

Und das Unterliegen der Macht der Mächtigen zeige sich daran, dass man sich nur noch unter dem Nützlichkeitsaspekt wahrnimmt und wahrgenommen wird, leuctet ein, aber ich weiß nicht, ob du das auch so gemeint hast.
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