Varroatose




Varroatose

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Mi 23. Apr 2008, 07:35

Wolfgang Golz schreibt in der Broschüre "Auf Wald- und Moorständen - Imkern im Herzen der Landschaft" auf Seite 24:

"Es ist damit zu rechnen, dass die zusätzliche Belastung der Varroa früher oder später alles das (Bienenvölker) hinwegfegen wird, was nicht in unsere Landschaft passt. Darum ist Auslese vor Ort unersetzlich"."

Golz schrieb auch, dass es angesichts der Milbe schwer fällt, auseinanderzuhalten, welche (Winter-)Verluste auf Varroabefall oder auf andere Ursachen zurückzuführen sind. Es gab auch in Zeiten vor der Varroatose Bienenmassensterben. Diese Tatsache wird heute gern vergessen. Golz schreibt, nur mit einer starken, robusten Biene wird man der Varroatose Herr werden können.

Ich schrieb einmal (in meiner "Schule für Lebenskunst"), fast jede Krankheit sei eine gesunde Reaktion auf eine kranke Umwelt. Indem man sich eine gesunde Umwelt - dazu gehört auch die Organisation des Alltags, des Berufs, der Familie und des Freundeskreis, gesunde Ernährung, die geübte Kommunikation mit den Mitmenschen, das Freizeitverhalten, also nicht nur die Landschaft um den Menschen herum - schafft, wird man auch wieder gesund.

Ich litt unter Sodbrennen, Schlafstörungen und Haltungsschäden. Seit zu meinem Alltagsverhalten, meiner Umweltgestaltung, tägliche 10-km-Spaziergänge, Ersatz des Zuckers im Müsli durch Honig und des Schwarzen Tees (zum Abendbrot) durch (selbstangebauten) Pfefferminztee, vornahm, verschwanden alle diese Zipperlein innerhalb kurzer Zeit.

Golz schreibt, die Königin eines Bienenvolkes bestimme Eigenschaften wie Schwarmtrieb, Sammelfleiß und dergleichen; der Drohn hingegen bestimme das Immunsystem, die Robustheit!

Wenn die Züchter Belegstellen- und Künstliche Besamung nutzen, um eine varroaresistente Biene zu züchten, ist das ein Widerspruch in sich: Man versucht, mittels immunsystemschädigenden Methoden (Inzucht) eine robuste Biene zu züchten! Kein Wunder, dass bisher jeder Erfolg ausgeblieben ist.

Nur eine akklimatisierte Biene mit breitem genetischen Repertoir hat ein robustes Immunsystem.

Akklimatisation ist ohne Landbienenzucht nicht möglich. Landbienenzucht ist das Gegenteil von Reinzucht und Kreuzungszucht. Reinzucht ist Inzucht; Kreuzungszucht ist der Verzicht auf Zucht. Man versucht, positive Eigenschaften durch Kreuzen diverser Rassen bei scharfer Auslese und gezielter Paarung (=Inzucht) zu erreichen. Dabei werden etwaige lokale Anpassungen zunichte gemacht - das Hauptziel wird mit Sicherheit verfehlt. Massensterben sind vorprogrammiert.

Standbegattung ist die einzige Möglichkeit, die Drohnen so zum Zuge kommen zu lassen, dass Anpassung an das lokale Klima, lokale Tracht, lokale Landschaft ("Akklimatisation") bei gleichzeitiger Erhöhung genetischer Vielfalt (= Robustheit) möglich ist.

Landbienenzucht allein erreicht Akklimatisation und genetische Vielfalt. Nur die Landbiene hat Chancen gegen die Varroamilbe. Ich bin fast versucht, die Milbe als Freund und Helfer bei der Wiedereinführung der Landbienenzucht zu sehen. Die Milbe straft die Zuwiderhandelnden. Sie ist eine gesunde Reaktion der Natur auf ein krankes Naturverständnis des Menschen.
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Re: Varroatose

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Di 15. Jul 2008, 07:54

Ich hörte es von anderen Imkern der Umgebung und ich erlebe es am eigenen Bienenstand: der Befall der Bienenvölker mit Varroamilben ist dieses Jahr ungewöhnlich schwach. Wir sollten diese Chance nutzen und unseren Bienen die Möglichkeit verschaffen, Varroaresistenz zu entwickeln. Was ist dazu seitens der Imker nötig?

Vertrauen in den Bien! Wir sollten nicht grundsätzlich alle Völker unabhängig vom Befallsgrad behandeln, sondern für jedes einzelne Volk den Befallsgrad ermitteln und entsprechend behandeln. Ein Volk, das keine oder nur wenig Milben aufweist, sollte nicht behandelt werden.

In einer oder zwei Wochen wird die Sommertracht geerntet. Danach wird gefüttert, die Varroawindeln eingelegt und (möglichst) täglich die Zahl gefallener Milben pro Volk ermittelt.

Ich liebäugele derzeit mit der Idee, in etwa einer Woche allen Wirtschaftsvölkern außer Volk 4 (keine Milben) - es fällt täglich etwa eine Milbe - alle verdeckelte Brut zu entnehmen*, in eine neue Beute zu hängen und mit Thymol (zB ApiLivVar) zu behandeln. Zehn Tage später werden weitere inzwischen verdeckelte Brutwaben in die Brutwaben-Beute gehängt und ein weiterer Thymolstreifen hinzugelegt. Zwei Wochen später kommt ein dritter Streifen Thymol und 10 weitere Tage später wird eine neue Königin, die ich käuflich erwerben müsste, hineingesetzt oder ich vereinige die Bienen mit einem Ableger.

* In der verdeckelten Brut befinden sich die meisten Milben.
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Re: Varroatose

Ungelesener Beitragvon solarplexus » Mi 16. Jul 2008, 10:50

    Es gibt keine Akklimatisierung bei der Honigbiene! Ein Bienenvolk kommt entweder mit seiner Umgebung zurecht und gedeiht, oder halt nicht. Ein Volk, das nicht mit seiner Umgebung zurecht kommt wird sich selbst ausselektieren, indem es sich nicht vermehrt, durch Krankheit stirbt oder vom Imker ausgemerzt wird, sprich nicht vermehrt und umgeweiselt. Es gibt also nur Selektion!
    Bei der Selektion auf V-Resistenz darf NIE eine Beahdnlung vorgenommen werden! Evtl. vorhandene Mechanismen zur Abwehr von Milben kommen sonst nicht zum Einsatz, bzw. werden nicht getriggert, da der vom Volk als negativ empfundene Befallsgrad nicht erreicht wird
    Golz schreibt, die Königin eines Bienenvolkes bestimme Eigenschaften wie Schwarmtrieb, Sammelfleiß und dergleichen; der Drohn hingegen bestimme das Immunsystem, die Robustheit!
    Das ist Unsinn auf hohem Niveau! Bitte mal indie Vererbungslehre etwas einlesen! Der Einfluss des Drohns kann durch Meiose etc. nach zwei Generationen nicht merh vorhanden sein und umgekehrt!
    Landbienenzucht allein erreicht Akklimatisation und genetische Vielfalt.
    Auch das ist ein Trugschluss, denn eine lokale Rasse ist immer durch einen gewissen Grad von Inzucht entstanden, sonst wären z.B. alle geografischen Rassen vom Erscheinungsbild her bunt und nicht einheitlich gelb, grau oder schwarz!
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Re: Varroatose

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Do 17. Jul 2008, 08:44

guten Morgen, Solarplexus,

du schreibst: "Es gibt keine Akklimatisierung bei der Honigbiene! Ein Bienenvolk kommt entweder mit seiner Umgebung zurecht und gedeiht, oder halt nicht."

Dieses "entweder ... oder" ist m.E. der Prozess der Akklimatisation.

Wenn ich nun "nie eine Behandlung" durchführe, verliere ich sehr wahrscheinlich ALLE Völker. Auf dieser Basis kann ich natürlich keine Varroatoleranz erreichen. Das kann nur dann gelingen, wenn wenigsten ein oder zwei Völker überleben. Ergo muss ich einen Kompromiss machen: Behandeln ja, aber so, dass eine Entwicklung hin zur Varroaresistenz nicht (völlig) verhindert wird.

Die Imker, die ich befragte, antworteten alle, dass sie ihre Bienen auf jeden Fall behandeln werden - unabhängig vom Befallsgrad. Diese Praxis ist es, die ich in Frage stelle. Ich versuche bei meinen 5 Wirtschaftsvölkern und 5 Ablegern jenes eine Volk zu finden, das möglicherweise ohne Behandlung überleben könnte. Aus diesem Grund zähle ich seit dem 22.6. bei allen Völkern täglich die Milben.

Bei Volk 1 zählte ich insgesamt bisher 12 Milben
bei V3 0, V4 1, V5 8, V8 2, V9 0, V10 0 Milben.
Bei den Völkern in den Trogbeuten ist die Sache beutentechnisch komplizierter. Deshalb verzichtete ich bis gestern dort aufs Zählen. Heute werde ich allerdings erste Zahlen erhalten.
Mir ist klar, dass bei den Ablegern weniger Milben zu erwarten sind, zumal die Völker noch klein sind und weil sie lange weisellos und damit ohne Brut waren. Sehr unattraktiv für Milben.

Der Drohn bestimmt nicht aufgrund von Vererbung das Immunsystem, sondern aufgrund seines Verhaltens. Drohnen halten die Verbindung der Völker zueinaner aufrecht, denn sie sind Vagabunden und wirken durch ihr Verhalten der Inzucht entgegen. Außerdem gelingt den Drohnen gesunder Völkern sehr viel häufiger die Paarung mit der Königin, als Drohnen schwacher und/oder kranker Völker. Das funktioniert natürlich nur dann, wenn

man keine Drohnenwaben herausschneidet und wenn
man seine Völker viel vermehrt und ganz auf Standbegattung setzt.

Außerdem muss man einen Weg gegen, der ERFOLGE honoriert. Das heißt: Völker, die insgesamt weniger Milben aufweisen als die anderen, werden bevorzugt weitervermehrt. Deshalb gilt für mich als Maßstab die ab Stichtag aufsummierte Milbenzahl.

Der eigentliche Stichtag ist das heutige Datum, ab ich die Milben aller Völker zähle. Die bisherigen Zählungen dienten bloß der Erststellung des Tages, ab dem eine regelmäßige Zählung sinnvoll ist.

Akklimatisation ist nicht Inzucht. Inzucht bedeutet genetische Verarmung. Akklimatisiert ist eine Biene, die einen derartigen genetischen Reichtum verfügt, dass sie bei sämtlichen klimatischen und anderen Extremen (Krankheiten) ein angemessenes genetisch veranlagtes Verhaltensmuster abrufen kann.

mfg
joachim
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Re: Varroatose

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Sa 19. Jul 2008, 08:51

Ich möchte folgende Behauptung besser begründen:

"Der Drohn bestimmt nicht aufgrund von Vererbung das Immunsystem, sondern aufgrund seines Verhaltens."

Man könnte einwenden, das Verhalten der Drohnen sei ja genetisch bestimmt und deshalb sei der o.g. Satz falsch.

Meine Überlegungen sind folgende: Es gibt einen Zusammenhang zwischen den Genen im Zellkern und Verhalten der Biene. Aufgrund der jeweiligen Mischung des Erbgutes aus Erbmaterial des Vaters und der Mutter resultiert das Verhalten der einzelnen Biene. Am Verhalten, nicht am Erbgut - setzt die Selektion an. Wenn zB einige Arbeiterinnen das Verhalten an den Tag legen, Milben zu ergreifen und zu töten, erhöht dies die Überlebensfähigkeit des Volkes, sodas sich die Königin dieses Volkes eher vermehren kann, als die eines Volkes, die keine Milbenabwehr kennt. So sagt es uns die Evolutionstheorie.

Die Evolutionstheorie besagt, dass es auf die Erhöhung der Überlebenswahrscheinlichkeit ankomme. Entwicklung gebe es nur über den Mechanismus "Überleben oder Sterben". Ich vermute jedoch, dass ein überlagerter feinerer "Mechanismus" diesen groben Mechanismus überlagert und beschleunigt. Diese Beschleunigung ist vorteilhaft und hat sich über den groben Mechanismus herausgebildet. Ich bezeichne diesen feineren Mechanismus als LERNEN.

Bienen sind Lebewesen und sind deshalb lernfähig. Lernen ist kein Mechanismus, sondern an Willensfreiheit gebunden. Willensfreiheit bedeutet, dass das Lebewesen den beherrschenden Derterminismus brechen kann; es kann die die endlose Kette aus Ursache und Wirkung beenden und neue Kausalketten anfangen, wobei der Anfang einer neuen Kette KEINE Wirkung vorangegangener Ketten ist. So definierte es sinngemäß der große Philosoph Immanuel Kant, das größte Genie der letzten Jahrhunderte.

Die - wenn auch geringere als des Menschen - Willensfreiheit verändert den blinden Mechanismus der Evolution. Die Frage lautet nun, wie der Wille in den Mechanismus eingreift. Nun, nehmen wir an, einer Biene gelingt es, eine Milbe zu ergreifen und mit den Mandibeln zu töten. Es handelt sich um ein neues Verhalten einer einzelnen Biene, welches NICHT genetisch vorprogramiert war. Evoluitionstheoretiker halten dieses Lernen entweder für unmöglich oder für zufällig, weil sie echtes Lernen (auch des Menschen) für unmöglich halten.

Ich kann jedoch nachweisen, dass sie sich in eine methodische Falle begeben haben. Sie setzen Realität und Modell (hier: Evolutionstheorie) gleich; halten ihr Modell für real. Kant (und Nachfolger Fichte) erkannten, dass Willensfreiheit (sowie Bewusstsein, Moral, das Ich, Freiheit usw) gesetzt werden muss, um in die reale Existenz treten zu können. Alles, was derartige Setzungen vornehmen kann, ist ein Lebewesen. Da Bienen Lebewesen sind, haben sie Setzungen vorgenommen und beginnen immer wieder neue Kausalketten.

Dass das so ist, ist der Weisheit letzter Schluss. Ich berufe mich auf Kant, ein Genie, gegen das Einstein ein dummer Schuljunge war. Die Frage ist nun, wie ein neues Verhalten einer einzigen Biene, das nicht genetisch angelegt (determiniert) ist, das Überleben des ganzen Volkes ermöglichen kann.

Meine Antwort: Um die Antwort zu verstehen, ist es nötig, der Scientismusfalle zu entkommen. Leider sind dazu nur die allerwenigsten modernen Wissenschaftler in der Lage. ALLE modernen "Naturwissenschatler" werden in diesen unseligen Zeiten zu kritikunfähigen reinen Scientisten ausgebildet. Man muss begreifen, dass es Bewusstsein, Willensfreiheit, ja Leben, im physikalisch-naturwissenschaftlichen Modell (wozu auch die Evolutionstheorie zählt) nicht gibt, ja nicht geben kann. Und dass es jene o.g. Qualitäten trotzdem gibt. Das Modell ist mit absoluter Sicherheit wie ein Abbild im Verhältnis zu einem "Urbild" oder wie ein Modell zur Realität.

Da Bienen Lebewesen sind, können sie den blinden Mechanismus der Evolutionstheorie, die nur Zufall und Notwendigkeit kennt, knacken. Unsere eine spezielle Biene hat das getan und es gelernt, Milben zu finden und totzubeißen. Wie geht ihr neu entwickeltes Programm in das genetische Erbgut der Königin zur Weiterverbreitung in alle Arbeiterinnen über?

Das geht nur, indem man weiß, dass die physikalische Welt bloß eine reduzierte Darstellung (Bild) des Geistes ist. Physik (Materie) ist nicht die Basis von Erklärungen, sondern eine (materialistische) Erklärung - wovon? - von einer geistig-seelischen Basis! Geist ist die Basis, nicht Physik! Das wissen alle, die nicht der Scientismusfalle erlegen sind.

Diese eine besondere Biene hat es geschafft, dem Geist des Biens - also der Bienenseele - ein neues Programm zu geben. Dieses Programm schlägt sich als zufällig scheinende Änderung am (materiellen) Genom des Biens nieder. Das Genom der Königin wurde verändert und die Königin gebiert fortan immer häufiger Arbeiterinnen, die die neue Fähigkeit des Milbentötens aufweisen.

Bedenke: Nicht Gene töten Milben, sondern Bienen. Verhalten wirkt auf die Gene (und nicht nur umgekehrt), und zwar nicht nur über den groben Mechanismus von Mutation und Selektion. Das ist der Schlüssel. Über die Drohnen wird das neue Pragramm an andere Völker weitergegeben.
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