Falschzüchter
von hanjoheyer » Sa 19. Apr 2008, 17:53
In einem Artikel "Zucht am Scheideweg? - 1967 -" in "...zu tun, was sie mich lehren" schreibt Wolfgang Golz klare Worte über die Falschzüchter und fordert, die Bienenzucht wieder vom Kopf auf die Füße ("Basiszucht") zu stellen. Die sog. "Reinzucht" - ein Gemeinschaftswerk von Bieneninstituten, Bienenwissenschaftlern und engagierten Zuchtexperten, die trotzdem nicht mehr als 1 % aller Bienenbetreuer ausmachen, sei auf ganzer Linie gescheitert. Die Falschzucht (die Begriffswahl stammt von mir, Heyer) habe bereits unserer Nordbiene den Garaus bereitet; nun zerstöre sie auch deren Nachfolger, die Carnica. Die Vorboten dieser Zerstörung seien allenthalben sichtbar als katastrophale Völkerzusammenbrüche, die das Imkereiwesen immer häufiger erschüttern.
Golz schreibt, diese "Reinzüchter" seien in Wahrheit gar keine Züchter, sondern Zuchtverhinderer; sie haben die Imkerei in Deutschland um Jahrzehnte zurückgeworfen. Nur leider merken sie es nicht; sie wollen oder können es nicht wahrhaben. Statt unsere Biene zu züchten, führten sie massenweise Bienen (Carnica) aus Österreich ein und versuchten diese in Deutschland reinzuhalten. Dazu gründeten sie Belegstellen, vorzugsweise Inselbelegstellen, zur rassereinen Königinnenbegattung, um der Verkreuzung mit der minderwertigen "Landbiene", dem Bienenausschuss, dem unkontrollierten Gengemisch, diesem unwürdigen Bienenbastard, zu verhindern. Golz moniert, man betreibe einen sinnlosen Riesenaufwand, um in Deutschland eine Biene zu erhalten, die es in Österreich von Natur aus gebe. Also warum nicht einfach auf diese Zucht verzichten und jährlich seine Paketbienen aus Östereich beziehen? Die Eigennachzuchten seien ohnehin nicht stabil; nach wenigen Generationen ist das Genom unserer Inselköniginnen trotz aller Anstrengungen wieder bastardisiert - Drohnen sind Vagabunden - und was tut man nach diesen immer wiederkehrenden Misserfolgen? - Man kauf sich doch wieder neues Bienenmaterial aus Österreich oder Slovenien.
Und dann haben wir endlich in Deutschland diese Carnica und müssen enttäuscht feststellen, dass nach den Blendern der 1 Kreuzungsgeneraton nur noch Nieten übrigbleiben, da die Carnica in Deutschland aufgrund anderer Wetter- und Trachtverhältnisse viel mehr zum Schwärmen und Krankheiten neigt, als in ihrer Heimat in Österrreich und Slovenien. In Deutschland weigert sie sich, ihr natürliches Verhalten an den Tag zu legen. Immer wiederkehrende Frühjahrskatastrophen - Winterverluste bis 100 % - seien nicht zu verhindern, da aufgrund der Inselinzucht das Genom der Carnica verarme und die Widerstandskraft versiege. Die Kreuzungen mit den Bastardbienen der Umgebung erzeuge in 2. Generation üble Stecher, Schwarmlust und anderweitige "Versager".
Man will einfach nicht begreifen, dass Bienenrassen nicht einschließlich ihres Verhaltens verpflanzbar sind. Sie sind in fremden Regionen den dort heimischen Rassen stets unterlegen. Langfristige Erfolge konnte die deutsche Imkerei ausschließlich mit der Nordbiene haben, aber diese Biene haben die Falschzüchter aus falschem Wissen heraus fast ausgerottet.
Golz sagt der deutschen Imkerei ein komplettes Desaster voraus, wenn sie nicht vom Kopf auf die Füße zurückgestellt werde. Man werde in Zukunft nicht mehr von C-Linien oder N-Linien reden, sondern einfach von Landbienen, und diese Landbiene werde dann wirklich gezüchtet.
Eine wirkliche Zucht finde dann statt, wenn nicht mehr die 1 % Großkopferten ihr Salär durch den Verkauf von Inselköniginnen aufbesserten, sondern wenn alle Imker mitmachten. Bienenzucht sei Sache aller Imker. Und das sei auch machbar, da wahre Zucht sehr einfach sei. Kompliziert sei nur die Falschzucht - dieses künstliche Begatten, Belegstellen einrichten, Linienkreuzen unter Berücksichtigung mendelscher Gesetze und so weiter.
Im "Bericht über die gemeinsame Tagung der Fachgruppe Erwerbsimker im DIB und des Berufs- und Erwerbsimkerbundes am 27. Dezember 1967 in Soltau" wird der Berufsimer und ehemalige Reinzüchter DROGE mit folgenden Worten zitiert:
"Ich habe in 40 Jahren alles probiert!" sagte Droge, der erfahrenste Vertreter der Berufsimker bei diesem Gespräch. So, wie es die Zuchtrichtlinien des DIB bisher vorschlagen, ginge es jedenfalls nicht! Die Biene, die wir brauchen, muss nicht irgendwelchen Anforderungen entsprechen wollen, sondern wirklich vorhanden sein. Reinzucht bedeutet eine Anlagenverarmung. Umgekehrt (vom Kopf auf die Füsse - Heyer) ist es richtig. Nur über eine Anreicherung des Erbgutes können wir vorwärts kommen. Wir durfen nicht wegnehmen, sondern wir müssen geben, wir müssen Baustein auf Baustein fügen. Wir müssen bei der Biene einen breiten Erbradius einsetzen. ...".
Die Reinzüchter nehmen weg - sie zerstören unsre Biene!
Was wir tun müssen, um wirklich zu züchten, sei, dass sich alle Imker daran beteiligen. Und jeder Imker, ob Profi oder Hobbyimker, sei in der Lage, seine Weiseln auf seinem Bienenstand begatten zu lassen und nur die Stecher (und gegebenenfalls) die Kranken auszusortieren, wenn es der Winter nicht ganz von alleine tue. Und wenn schon eine fremde Biene eingeführt werde, dann nicht, um von kurzfristigen Blendern der 1. Generation zu profitieren und die Linie aufzugeben, sondern um von der Kreuzung ausgehend systematisch weiterzuzüchten, d.h. die genetische Bereicherung tatsächlich ins Genom der Landbiene einzufügen.
Golz schreibt, auf diese Weise werde sich früher oder später wieder eine nordbienenähnliche Landrasse herausbilden. Sie sei zwar nicht in jedem Jahr die Beste im Vergleich mit anderen Rassen, aber sie sei langfristig die Beste, da es seltener zu diesen gefürchteten Frühjahrskatastrophen führe.
Interessant für mich war nioch, dass es bereits 1967, als dieser Artikel geschrieben wurde, eine lange Erfahrung verheerender Völkerzusammenbrüche gab. CCD ist nichts Neues! CCD ist der Beweis, dass unsere Großkopferten keine Ahnung haben oder von den falschen Leuten bezahlt werden!
Zurück zur Neuen Deutschen Landbiene!