Nordbiene und Carnica




Nordbiene und Carnica

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Sa 22. Mär 2008, 09:37

Ich las heute noch einmal in Ruttners "Naturgeschichte der Honigbienen" über die Unterschiede dieser beiden Bienenrassen nach. Auf Seite 68 finden wir eine Übersichtskarte, iauf welcher die ursprünglichen Verbreitungsgebiete, bzw. die Grenze zwischen den Verbreitungsgebieten beider Rassen verzeichnet sind.

Die Nordgrenze des Carnicagebietes geht etwa vom Großglockner in ostnordöstlicher Richtung nördlich an Wien vorbei, dann in einem Bogen über Brünn Richtung Krakau. Diese Grenze beschreibt auch eine Klimagrenze. Südlich dieser Grenze, also im Carnicagebiet, ist das Klima kontinentaler: ein nur kurzer Frühling wird von einem heißen, trockenen Sommer abgelöst; der Winter ist kalt und trocken. Im Gebiet der Nordbiene ist der Frühling mit seinem unbeständigen nasskalten Wetter vorherrschend; die Sommer sind weniger heiß, dafür feuchter; der Winter feuchter (mehr Regen) und länger. Die beiden Bienenrassen sind diesem Klima entsprechend angepasst. Ruttner schreibt außerdem, dass die Bienen eher zu Krankheiten neigen, wenn sie in einer Klimazone, an die sich nicht optimal angepasst sind, leben müssen.

Ich denke, man sollte sich fragen, warum es die Carnicabiene unter natürlichen Umständen nicht geschafft hat, weiter in den Norden zB bis nach Deutschland vorzudringen. Die einfache Antwort lautet: Sie konnte sich nicht gegen die Nordbiene durchsetzen, da diese im Klima des deutschen Raumes gesünder war, als die Carnica. Die Carnica konnte gegenüber der größeren Vitalität der Nordbiene nicht bestehen. Umgekehrt konnte die Nordbiene im Carnicaraum nicht gegen die dortige Vitalität der Carnica ankommen.

Wollen wir in D gesunde Bienen haben, führt eigentlich kein Weg an der Wiedereinführung der Mellifera Mellifera (Nordbiene oder Dunkle Biene) vorbei.
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Re: Nordbiene und Carnica

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Mo 24. Mär 2008, 09:13

Heute las ich in "Ruttner: Zuchttechnik und Zuchtauslese bei der Biene" Friedrich Ruttners Empfehlungen zu einer optimalen Bienenhaltung unter Berücksichtigung der bestehenden Situation, wie sie in Deutschland existiert.

Ruttner schreibt, dass die Bienenwirtschaft nicht ein zweites mal den Fehler machen dürfe, in ein Chaos unkontrollierbarer Kreuzungen zu versinken. Das erste züchterische Chaos sei entstanden, nachdem 1852 J. Dzierzon die ersten Italienischen Bienen nach D einführte. Danach wurde es unter deutschen Imkern Mode, mit ausländischen Rassen bar jeglicher züchterischer Kenntnisse wild herumzuexperimentieren; jeder, der etwas auf sich hielt, machte auf eigene Faust Kreuzungsversuche mit anderen Rassen. Es gab erste Massenimporte der "Kärntner Bauernkästen" (mit Carnica-Bienen, damals Krainer genannt), die Italienische Biene wurde eingeführt, Versuche mit der Caucasica gemacht, und infolgedessen entstand ein heilloses Rassengemisch. Es stellte sich heraus, dass zwar die erste Generation von Kreuzungen zweier Rassen zuweilen hohe Honigerträge lieferten, dann aber traten regelmäßig Leistungsabfälle zutage und die negative Eigenschaft, üble Stecher zu bekommen, setzte sich durch, ohne dass man wusste, warum das so kommen musste.

Um 1900 entschlossen sich die Schweizer, dem Chaos ein Ende zu bereiten. Unter Dr. Kramer versuchten sie eine reine Schweizer Rassezucht, die jedoch nicht ganz gelingen wollte, da man von der Paarungsbiologie der Bienen noch nicht genug verstand.
Um 1930 setzte in Deutschland eine systematische Zucht der Carnicabiene ein. Um 1950 gelang es Ruttner bereits nicht mehr, in D die alte Dunkle Biene wiederzufinden; der gesamte Bienenbestand Deutschlands hatte sich - von vielen Imkern sogar unbeabsichtigt - auf Carnica umgestellt.

Ruttner schreibt, dass es angesichts dieser Tatsache unverantwortlich sei, die Bienenwirtschaft ein zweites mal ins Chaos zu führen, indem wieder einmal der Marotte nachgegeben wird, neben dem Eigenen noch das Fremde ausprobieren zu wollen - und am Ende alles zu verlieren: das eigene UND das Fremde. Es sei aussichtslos, jetzt wieder zu versuchen, die Nordbiene wieder einzuführen oder mit der Buckfastbiene mehr Erfolg haben zu wollen. Die unweigerlich entstehenden Kreuzungen von Buckfast und Carnica würden wieder ins züchterische Chaos führen und üble Stecher erzeugen. Außerdem wäre das das Ende der Carnica und der Buckfastbiene - und die Imkerei stünde ein zweites mal vor dem Nichts. Welche Rasse bliebe dann noch übrig, um sie zu zerstören?

Man kann in einem Gebiet dauerhaft und erfolgreich immer nur eine einzige Bienenrasse halten!

Und in Deutschland sei das nun einmal die Carnica. Ich schließe mich Ruttners Urteil an und werde von eigenen Experimenten absehen.

Ruttner schreibt (S.118): "Ist nicht die Zeit gekommen, diese "schweigende Mehrheit" der Imkerschaft darauf hinzuweisen, dass es durchaus lohnend ist, dieser "Fast-Carnica" (er meint die neue deutsche Landbiene) auf dem eigenen Stand mehr Aufmerksamkeit zu schenken ("grau, sanft und schwarmträg") zu beachten? Nach unserer heutigen Kenntnis von der Vererbung bei der Honigbiene lassen sich bei der Auslese rein von mütterlicher Seite beachtliche Erfolge erwarten. Die "neue graue Landbiene" hat sich aus einem unvermeidlichen Übel ganz unmerklich zu einem zentralen Faktor in der heimischen Bienenzucht gemausert."
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Rückkehr zur Deutschen Landrasse

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Di 15. Apr 2008, 11:21

verbesserte Version: 16.4.08

Eingehende Studien der Schriften Wolfgang Golz' brachten mich nun zu der Erkenntnis, dass wir die Nordbiene, besser: eine nordbienenähnliche "Dunkle" auch auf anderem Wege als dem des Reimportes (die ebenfalls keine Original-Ur-Nordbiene sein muss) zurückbekommen können. Unsere derzeit existierende Biene in Deutschland ist eine Mischung aus 70 % Carnica und 30 % Nordbiene (es gibt abweichende % - Angaben, doch das tut nicht viel zur Sache). Wenn wir uns nun flächendeckend zur Zucht der Deutschen Landbiene entschließen könnten, würden wir innerhalb eines Jahrzehnts unsere alte Mellifera mit ihren nur hier auftretenden Eigenschaften großer Robustheit (Akklimatisation an unser atlantisches feuchtkaltes Klima) und Schwarmträgheit im Wesentlichen zurückbekommen.

Innerhalb des ehemaligen Mellifera-Lebensraumes, zu welchem ganz Deutschland, Frankreich, England, Polen u.a. zählen, ist das Mellifera-Erbgut das Dominanteste, sobald wir Landbienenzucht betreiben. Die großen Massensterben, wie wir sie immer wieder erleben, seit Bienen falsch gezüchtet werden, dezimieren das Carnica- und Ligustica-Erbgut und erhöhen den Anteil des Mellifera-Genoms. Leider wird dieser positive Effekt durch (hauptsächlich) Carnica-Importe, Wanderungen in Nicht-Mellifera-Gebiete, Reinzucht (= Inzucht), Belegstellenbetrieb (= Inzucht) und positive Selektion (= Inzucht) immer wieder zunichte gemacht.

Landbienenzucht ist anders! Wir vermeiden Inzucht und bekommen dafür eine akklimatisierte robuste melliferaähnliche Landrasse zurück. Dazu ist folgendes nötig: Standbegattung, Aussortierung ausschließlich der Königinnen, die Stecher hervorbringen und einige wenige Völker, die anderweitig unakzeptable Leistungen bringen (negative Selektion). Außerdem muss auf Wanderungen in Gebiete, die nicht zum ursprünglichen Lebensraum der Nordbiene gehörten, verzichtet werden.

Positive Selektion bedeutet, ich vermehre nur die Königin des leistungsstärksten Volkes Dutzendfach und weisele alle anderen Völker mit ihren Nachkommen um. Negative Selektion bedeutet, ich sortiere nur ein paar schlechte Königinnen aus und lasse den Rest am Leben, ja vermehre sie. Ausschließlich die entweiselten "Schlechten" (Stecher etc.) erhalten eine Königinnachzucht aus einem leistungsstarken Volk.

Obwohl wir Frühtrachtbienen - jedenfalls in meiner Heimat - brauchen, müssen wir trotzdem nicht jene bevozugen, die sich im Frühjahr rasch entwickeln, sondern jene, die am Ende des Bienenjahres den meisten Honig lieferten. Völker, die wenig Honig liefern, werden nicht aussortiert, weil sie faul sind, sondern weil sie an unsere Trachtverhältnisse nicht angepasst sind. Aber auch hier gilt: nicht zu schnell, nicht zu radikal ausmerzen! Wenn ein Volk in einem Jahr weniger Honig als die anderen einfährt, kann das einen guten Grund haben, der sich uns bloß noch nicht erschlossen hat.

Landbienenzüchter- und halter sind also nicht unbedingt jene, die eine bestimmte Bienenrasse haben (und züchten), sondern die eine bestimmte "Betriebsweise" führen, die zur Erhöhung des Mellifera-Erbgut-Prozentsatzes führt.

Ein erfahrener Imker schrieb mir, dass meine (Golz') Idee von der Neuen Landrasse daran scheitern könnte, dass das Genom der Biene in Deutschland schon derart geschädigt sein könnte, dass es irreparabel sei und selbst bei Landrassenzucht wie ich sie beschreibe, nicht wiederhergestellt werden könne. Es könnte sich als unumgänglich erweisen, eine "unverdorbene" Nordbiene aus Gegenden wiedereinzuführen, in den denen die Bienenzüchter weniger "erfolgreich gewütet" haben als bei uns.

Landrasse ist: Standbegattung, Aussonderung der Stecher und Ertragsärmsten, Aussonderung der Schwarmfreudigsten. Von jedem Stand sollten jährlich nicht mehr als 10 % ausgesondert werden. Verzicht auf Wanderungen in Nicht-Mellifera-Gebiete.

Der gelegentliche Zukauf einer unverzüchteten Nordbiene (die es gottlob noch gibt) könnte sich als nötig erweisen.
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Re: Rückkehr zur Deutschen Landrasse

Ungelesener Beitragvon solarplexus » Do 17. Apr 2008, 07:08

hanjoheyer hat geschrieben:verbesserte Version: 16.4.08
Der gelegentliche Zukauf einer unverzüchteten Nordbiene (die es gottlob noch gibt) könnte sich als nötig erweisen.


Es gibt keine "unverzüchtete Nordbiene"!!!!! Dort wird folgendes intensiv praktiziert: Reinzucht (= Inzucht), Belegstellenbetrieb (= Inzucht) und positive Selektion (= Inzucht)

Wie schon mal geschrieben, Golz war nicht auf eine Mellifera basierte Landrasse aus. Er hatte für seine beinen eine andere Ausgangsrasse (die eigentlich in D auch nix verloren hat). Primorski ist übriges auch keine Mellifera sondern Cecropia-Abkömmling.

Ich empfehle jedem Golz selber zu lesen, da kommt mehr bei rübber.
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Re: Nordbiene und Carnica

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Do 17. Apr 2008, 09:25

Hallo solarplexus,

ich vertraue darauf, dass der europäische Bien, wie er jetzt existiert, noch nicht irreparabel geschädigt ist. Sonst könten wir ja gleich die Flinte ins Korn werfen!!!

Mir ist bekannt, dass Golz nicht explizit auf die Nordbiene setzte, sondern auf eine "Neue Landrasse", die sich jedoch zu einer nordbienenähnlichen "Dunklen" entwickeln würde, denn Landschaft, Klima, Trachtverhältnisse, also die äußeren Bedingungen, in der Fachsprache auch "Randbedingungen" genannt, würden eine natürliche Zuchtwahl (Evolution) betreiben, die eine Rasse hervorbringen würden, ähnlich jener Rasse, die einst hier lebte, stark ähneln würde.
Golz wollte diese Rasse, von ihm "Neue Landrasse" genannt, etwas beschleunigt herbeiführen, indem er sich Caucasica-Bienen besorgte, da er glaubte, diese sei der ursprünglichen Nordbiene genetisch am ähnlichsten.

Golz hob immer die Akklimatisation hervor! Damit meinte er, dass das Klima ("Randbedingungen") ihre Biene "züchtet", wenn nicht die Falschzüchter das regelmäßig zunichtemachen würden. Unsere gegenwärtigen Massensterben sind Symptome, die von diesen Falschzüchtern Zeugnis ablegen. Diese Falschzüchter haben noch die alten Rassenideologien in ihren Köpfen. Sie wissen nichts von diesen Randbedingungen.

Vielen Dank für Angaben zur Primorskibiene.

joachim
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Falschzüchter

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Sa 19. Apr 2008, 16:53

In einem Artikel "Zucht am Scheideweg? - 1967 -" in "...zu tun, was sie mich lehren" schreibt Wolfgang Golz klare Worte über die Falschzüchter und fordert, die Bienenzucht wieder vom Kopf auf die Füße ("Basiszucht") zu stellen. Die sog. "Reinzucht" - ein Gemeinschaftswerk von Bieneninstituten, Bienenwissenschaftlern und engagierten Zuchtexperten, die trotzdem nicht mehr als 1 % aller Bienenbetreuer ausmachen, sei auf ganzer Linie gescheitert. Die Falschzucht (die Begriffswahl stammt von mir, Heyer) habe bereits unserer Nordbiene den Garaus bereitet; nun zerstöre sie auch deren Nachfolger, die Carnica. Die Vorboten dieser Zerstörung seien allenthalben sichtbar als katastrophale Völkerzusammenbrüche, die das Imkereiwesen immer häufiger erschüttern.

Golz schreibt, diese "Reinzüchter" seien in Wahrheit gar keine Züchter, sondern Zuchtverhinderer; sie haben die Imkerei in Deutschland um Jahrzehnte zurückgeworfen. Nur leider merken sie es nicht; sie wollen oder können es nicht wahrhaben. Statt unsere Biene zu züchten, führten sie massenweise Bienen (Carnica) aus Österreich ein und versuchten diese in Deutschland reinzuhalten. Dazu gründeten sie Belegstellen, vorzugsweise Inselbelegstellen, zur rassereinen Königinnenbegattung, um der Verkreuzung mit der minderwertigen "Landbiene", dem Bienenausschuss, dem unkontrollierten Gengemisch, diesem unwürdigen Bienenbastard, zu verhindern. Golz moniert, man betreibe einen sinnlosen Riesenaufwand, um in Deutschland eine Biene zu erhalten, die es in Österreich von Natur aus gebe. Also warum nicht einfach auf diese Zucht verzichten und jährlich seine Paketbienen aus Östereich beziehen? Die Eigennachzuchten seien ohnehin nicht stabil; nach wenigen Generationen ist das Genom unserer Inselköniginnen trotz aller Anstrengungen wieder bastardisiert - Drohnen sind Vagabunden - und was tut man nach diesen immer wiederkehrenden Misserfolgen? - Man kauf sich doch wieder neues Bienenmaterial aus Österreich oder Slovenien.

Und dann haben wir endlich in Deutschland diese Carnica und müssen enttäuscht feststellen, dass nach den Blendern der 1 Kreuzungsgeneraton nur noch Nieten übrigbleiben, da die Carnica in Deutschland aufgrund anderer Wetter- und Trachtverhältnisse viel mehr zum Schwärmen und Krankheiten neigt, als in ihrer Heimat in Österrreich und Slovenien. In Deutschland weigert sie sich, ihr natürliches Verhalten an den Tag zu legen. Immer wiederkehrende Frühjahrskatastrophen - Winterverluste bis 100 % - seien nicht zu verhindern, da aufgrund der Inselinzucht das Genom der Carnica verarme und die Widerstandskraft versiege. Die Kreuzungen mit den Bastardbienen der Umgebung erzeuge in 2. Generation üble Stecher, Schwarmlust und anderweitige "Versager".

Man will einfach nicht begreifen, dass Bienenrassen nicht einschließlich ihres Verhaltens verpflanzbar sind. Sie sind in fremden Regionen den dort heimischen Rassen stets unterlegen. Langfristige Erfolge konnte die deutsche Imkerei ausschließlich mit der Nordbiene haben, aber diese Biene haben die Falschzüchter aus falschem Wissen heraus fast ausgerottet.

Golz sagt der deutschen Imkerei ein komplettes Desaster voraus, wenn sie nicht vom Kopf auf die Füße zurückgestellt werde. Man werde in Zukunft nicht mehr von C-Linien oder N-Linien reden, sondern einfach von Landbienen, und diese Landbiene werde dann wirklich gezüchtet.

Eine wirkliche Zucht finde dann statt, wenn nicht mehr die 1 % Großkopferten ihr Salär durch den Verkauf von Inselköniginnen aufbesserten, sondern wenn alle Imker mitmachten. Bienenzucht sei Sache aller Imker. Und das sei auch machbar, da wahre Zucht sehr einfach sei. Kompliziert sei nur die Falschzucht - dieses künstliche Begatten, Belegstellen einrichten, Linienkreuzen unter Berücksichtigung mendelscher Gesetze und so weiter.

Im "Bericht über die gemeinsame Tagung der Fachgruppe Erwerbsimker im DIB und des Berufs- und Erwerbsimkerbundes am 27. Dezember 1967 in Soltau" wird der Berufsimer und ehemalige Reinzüchter DROGE mit folgenden Worten zitiert:

"Ich habe in 40 Jahren alles probiert!" sagte Droge, der erfahrenste Vertreter der Berufsimker bei diesem Gespräch. So, wie es die Zuchtrichtlinien des DIB bisher vorschlagen, ginge es jedenfalls nicht! Die Biene, die wir brauchen, muss nicht irgendwelchen Anforderungen entsprechen wollen, sondern wirklich vorhanden sein. Reinzucht bedeutet eine Anlagenverarmung. Umgekehrt (vom Kopf auf die Füsse - Heyer) ist es richtig. Nur über eine Anreicherung des Erbgutes können wir vorwärts kommen. Wir durfen nicht wegnehmen, sondern wir müssen geben, wir müssen Baustein auf Baustein fügen. Wir müssen bei der Biene einen breiten Erbradius einsetzen. ...".

Die Reinzüchter nehmen weg - sie zerstören unsre Biene!

Was wir tun müssen, um wirklich zu züchten, sei, dass sich alle Imker daran beteiligen. Und jeder Imker, ob Profi oder Hobbyimker, sei in der Lage, seine Weiseln auf seinem Bienenstand begatten zu lassen und nur die Stecher (und gegebenenfalls) die Kranken auszusortieren, wenn es der Winter nicht ganz von alleine tue. Und wenn schon eine fremde Biene eingeführt werde, dann nicht, um von kurzfristigen Blendern der 1. Generation zu profitieren und die Linie aufzugeben, sondern um von der Kreuzung ausgehend systematisch weiterzuzüchten, d.h. die genetische Bereicherung tatsächlich ins Genom der Landbiene einzufügen.

Golz schreibt, auf diese Weise werde sich früher oder später wieder eine nordbienenähnliche Landrasse herausbilden. Sie sei zwar nicht in jedem Jahr die Beste im Vergleich mit anderen Rassen, aber sie sei langfristig die Beste, da es seltener zu diesen gefürchteten Frühjahrskatastrophen führe.

Interessant für mich war nioch, dass es bereits 1967, als dieser Artikel geschrieben wurde, eine lange Erfahrung verheerender Völkerzusammenbrüche gab. CCD ist nichts Neues! CCD ist der Beweis, dass unsere Großkopferten keine Ahnung haben oder von den falschen Leuten bezahlt werden!

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Re: Nordbiene und Carnica

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Sa 19. Apr 2008, 17:48

Der Kreisimkerverband Birkenfeld Nahe, dem auch ich als "Feizeit- und Hobbyimker" angehöre, gab am 30.3.2008 folgende Statistik bekannt:

Im Kreisimkerverband Birkenfeld gab es Ende 2007 sieben Imkervereine mit 130 Imkern, die 784 Völker bewirtschafteten. Die Belegstelle Thranenweiher wurde mit 171 Jungköniginnen zur Begattung beschickt - weniger als im Durchschnitt, da wegen eines AFB-Falles in einigen Gebieten ein Verbot gab, Weiseln zur Belegstelle zu bringen.

Nehmen wir einmal an, der Durchschnitt der Belegstellenbeschickung liege bei 200 Jungköniginnen. Das macht bei 784 Völkern einen Schnitt von 3,9. Das heißt, ein viertel aller Völker wird jedes Jahr mit Inzuchtköniginnen beweiselt. Die ganze Region Birkenfeld kann hinsichtlich seines Bienenbestandes als genetisch verarmt bezeichnet werden.

Ich werde wohl nicht umhinkommen, mir die eine oder andere Nordbiene zwecks echter Zucht zuzulegen, um dieser Verarmung zu begegnen. Ab nächstes Jahr, um vorerst Erfahrungen mit meiner jetzigen Biene zu machen.
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