Grüne Woche 2007: Podiumsdiskution




Grüne Woche 2007: Podiumsdiskution

Ungelesener Beitragvon Eric Zeissloff » Mi 12. Dez 2007, 16:34

Grüne Woche 2007

Podiumsdiskussion: „Gesunde Bienen, gesunde Umwelt, der Imker Hüter der Natur“
23/01/07

Nun war es mal wieder so weit und diesmal war es wirklich viel versprechend!
Um 13.30 war eine vom Bauernverband veranstaltete Pressekonferenz angesagt: „Ursachen des Bienensterbens“
Herr Rosenkranz flankiert von den „Bauernverbands-Vertretern“ Anton Reck (DIB) und Manfred Hederer (DBIB) stellten hinter verschlossenen Türen die Ergebnisse des bundesweiten Bienenmonitorings 2005/2006 vor.
Nichts neues! Es wurde hoch gelobt; man verspricht sich viel für die Zukunft!
Es gibt halt noch Forschungsbedarf!
„Das Monitoringprojekt verspricht eine wissenschaftlich abgesicherte Ursachenanalyse, wobei die Bereiche Völkerhaltung, Varroa-Bekämpfung, Bienenkrankheiten und der Einfluss von Pflanzenschutzmittelrückständen die zentralen Aufgabenstellungen im Monitoring bleiben“, kann man in der Pressemitteilung des DBV lesen.
Moment mal da Steht doch „der Einfluss von Pflanzenschutzmittelrückständen bleibt eine zentrale Aufgabenstellung“, das waren sie laut den ersten zwei Monitoringberichten aber nicht! Hat man absichtlich zu hohe Nachweisgrenzen gewählt?
„Wissenschaftlich abgesicherte Ursachenanalysen“, das glaubt doch nur..... wer naiv genug dazu ist!

Um 14.30 begann die Podiumsdiskussion. Dem Publikum stellten sich, unter der Leitung von Herrn Stefan (Deutsches Bienenjournal/Bauernverlag), der Herr Rosenkranz (Leiter eines Bieneninstituts), Herr Reck (Bauernverband/DIB), Herr Stallknecht (Bauernverband) und Herr Baumgartner (Blühende Landschaften).

Nach der Vorstellung der anwesenden Diskussionsteilnehmer sprach jeder einige Worte zum Thema.

Herr Reck hob die Bestäubungsleistung der Bienen hervor. Die Biene als Umwelt-Indikator wurde auch als wichtiger Punkt angesprochen. „Das Wohlbefinden der Bienen ist ein Zeichen für eine intakte Natur“.

Herr Baumgartner war es auch wichtig noch einmal darauf hinzuweisen dass die Bienen ein hervorragender Umwelt-Indikator sind.
Es sei in den letzten Jahren immer schwieriger geworden Bienen zu halten. Große Trachtlücken, ein Ausdruck der Veränderungen in der Landwirtschaft, bringen die Bienen Zeitweise in Bedrängnis. Bienen mit einer guten Pollenversorgung sind gesünder. Im Befinden der Bienen spiegelt sich der Zustand einer Landschaft wieder. Man müsste aktiv die Landschaft gestalten. Einige Maßnahmen wären z.B. blühende Zwischenfrüchte und blühende Pflanzen auf Stilllegungsflächen, die bis in den Oktober hinein blühen könnten.

Herr Stallknecht meinte „moderne Landwirtschaft und moderne Imkerei gehören zusammen und können sich ergänzen!“.
Es gäbe auch ein vielfältiges Angebot an Pollenspendern in der Landwirtschaft, Raps, Zwischenfrüchte, Ackerrandstreifen,...
Man müsse auch gemeinsame Projekte initiieren.

Herr Rosenkranz wurde noch zum Bienensterben und Monitoring befragt.
Er meint, die Imker haben viele Probleme. Es gibt aber kein Bienensterben. Es gab schon immer Jahre mit höheren Verlusten und solange die Verluste nicht flächendeckend seien, kann man nicht vom Bienensterben reden. Es gibt noch Forschungsbedarf!
Im Bereich der intensiven Landwirtschaft wird die Imkerei schwieriger werden, unter anderen könnten die Bienen mit Spuren aus Saatgutbeizung konfrontiert werden. In der Stadt würde es einfacher sein Bienen zu halten.

Herr Reck sprach noch von der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen den Verbandsspitzen (Bauernverband und Bauernverband/DIB), man müsse nun die Basis dazu bringen ebenso gut zusammenzuarbeiten.

Dem Publikum war nun Gelegenheit gegeben, den Rednern Fragen zu stellen.

Ein Imker aus Brandenburg wollte wissen, wieso die Proben aus dem Monitoring auf Eis gelegt worden sind, hat man Angst, dass man was finden könnte was nicht gewollt ist?

Herr Rosenkranz meinte dazu, dass die Proben in diesem Frühjahr untersucht werden und dass es nichts gäbe, wovor man Angst hätte.

Ich fragte Herrn Rosenkranz wie man seine Äußerungen anlässlich des Sächsischen Imkertages (Deutsches Bienenjournal 12/2006, Seite XII) verstehen solle, welche Tankmischungen und welche Beizmittel könnten denn den Bienen gefährlich werden und die Imkerei in der Landwirtschaft schwieriger machen?
Wie soll man die Äußerung der BBA verstehen, dass bienenungefährliche Pflanzenschutzmittel für Winterbienen bienengefährlich sein können?
Wieso werden Untersuchungen bzgl. Imidacloprid von der BBA und im Monitoring mit einer Nachweisgrenze von 3 ppb durchgeführt, wenn man weiß dass bei solch einer Bestimmungsgrenze nichts zu finden ist?
Was ist mit dieser angeblichen Pressemeldung in dem der DBIB dem Monitoring schwehrwiegende Vorwürfe macht und droht das Monitoring zu verlassen?

Die Antwort war nur sehr wage!
Herr Stefan meinte zu dieser Pressemiteilung, es sei ein internes Problem des DBIB.
Der Vorsitzende könne besser auf diese Frage Antworten.

Und da stand er auch, an der Seite, etwas abseits. Der mächtigste Imker der Republik hüllte sich aber in Stillschweigen.

Ein Imker aus Königs Wusterhausen, sprach das Thema „blühende Stilllegungsflächen“ an. Was macht es für einen Sinn Stilllegungsflächen zum Blühen zu bringen, wenn in voller Blüte alles gehäckselt wird, auch die Bienen die fleißig dabei sind, die Fläche zu befliegen?

Herr Baumgartner ergänzte dass in einem solchen Fall 90.000 Bienen pro Hektar mitgehäckselt werden. Das entspräche etwa 3 ganzen Bienenvölkern!

Herr Stallknecht: das Thema ist sowieso in 2 Jahren geregelt, denn dann gibt es keine Stilllegungsflächen mehr!

Herr Gabriel, Vorsitzender des Landesverbands Brandenburgischer Imker, wies auf den dramatischen Rückgang der Bienenvölker in Brandenburg hin. Vor 15 Jahren gab es noch 120.000 Bienenvölker, heute nur noch etwa 20.000, das entspricht einer Bienendichte von etwa 0,8 Völker/km².

Herr Stallknecht erwiderte ihm, dass es ein Strukturwandelproblem sei und dass dies nichts mit der Landwirtschaft zu tun hätte. Die Imker müssten sich doch zuerst um gesunde Bienen bemühen.

Ein Imker sprach noch folgende Punkte an:
Dass Winterbienen im Frühling etwas mitgenommen sind das weiß jeder Imker, aber das man sie gleich als krank ansehen muss ist etwas weit hergeholt!
Eine weitere Frage bezog sich auf den am 16/01/2007 vorgestellten Umweltbericht 2006: 40% der Arten in Deutschland sind vom Aussterben bedroht. Hauptschuldige sind die Abholzung und Schadstoffe aus der Landwirtschaft.
Wenn man an den Imker den Anspruch stellt gesunde Bienen zu halten, welche dann widerstandfähiger gegenüber Pflanzenschutzmitteln wären, dann könnte man von den Landwirten erwarten, dass sie, ihre Böden richtig versogen um gesunde Pflanzen wachsen zu lassen, gesunde Pflanze welche auch widerstandfähiger gegen Schädlinge wären. Die meisten Böden sind einfach zu sauer und beim Rapsanbau kommt noch dazu, dass der Boden mit Schwefel unterversorgt ist und der Raps darunter leidet, was von verschiedenen Landes-Landwirtschaftsministerien auch veröffentlicht wird.

Darauf hin konnte sich Herr Stallknecht kaum noch beherrschen: „Wir haben die bestversorgten und gesündesten Böden, die wir je hatten!“
Gesunde Pflanzen und gesunde Bienen bilden eine Partnerschaft. Kranke Bienen sind nicht Gegenstand der Bemühungen. Eine weitere Beziehung sah Herr Stallknecht zwischen moderner Landwirtschaft und moderner Imkerei.
Dabei ließ er aber offen, wie er gesunde Pflanzen, gesunde Bienen, moderne Landwirtschaft, moderne Imkerei und kranke Bienen definiert.
Die von Herrn Stallknecht positiv dargestellten Beziehungen stehen teilweise im Widerspruch zur bestehenden PSM-Praxis und insbesondere zur für 2007 in Aussicht gestellten PSM-Praxis gegen den Rapsglanzkäfer.

Der Vorsitzende eines Landesverbandes war empört und schrie: „Das ist eine Farce!“.

Die Diskussion war nun, durch Ablauf der Zeit zu Ende aber der Tag noch nicht!

Einige Imker nahmen die Gelegenheit wahr und führten die Diskussion, auch über andere Themen weiter. Herr Baumgartner gesellte sich auch kurz dazu und räumte in der Diskussion ein, dass blühende Pflanzen auf mit systemischen Pflanzenschutzmitteln kontaminierten Böden zwar die Pollenversorgung der Bienen quantitativ verbessern, aber doch keinen Sinn machen, wenn dieser Pollen vergiftet sei.

Kurz mal ein Blick über die benachbarten Tische und da konnte man sie zusammen sitzen sehen: Der mächtigste Imker der Republik, an seiner rechten Seite Herr Rosenkranz und gegenüber Herr Stallknecht. Welch eine schöne Runde und wie sie zusammen redeten und lachten...über die Imker vielleicht?

Den Stand des DIB zu besuchen, ist der Imker angenehme Pflicht. Da stand er ja wieder, der mächtigste Imker der Republik. Wir hofften schon die Antwort auf die Frage nach dem Austritt des DBIB aus dem Bienenmonitoring zu bekommen, aber da schlich er sich wieder von dannen, diesmal stillschweigend, nicht lachend!
Als Trost konnten wir noch ein interessantes Gespräch mit Herrn Reck führen.

Kurz vor Schluss besuchten wir den Stand der Berliner Imker. Da stand er ja schon wieder, der mächtigste Imker der Republik. Eine Antwort bekamen wir auch diesmal nicht, er schlich schon wieder...stillschweigend, nicht lachend ......von dannen!
Eric Zeissloff
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von Anzeige » Mi 12. Dez 2007, 16:34

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Re: Grüne Woche 2007: Podiumsdiskution

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Mi 12. Dez 2007, 17:49

Der Konflikt ist wohl folgender:

Eigentlich sind sich alle im Klaren darüber, dass die derzeitige Praxis, die Felder mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) zu behandeln, derart überhand genommen hat, dass die Bienen - sichere Indikatoren einer gesunden oder kranken Umwelt - bereits von Varroose dezimiert, die zusätzliche PSM - Belastung nun nicht mehr ertragen und massenweise zugrundegehen. Wir leben demnach in einer kranken Umwelt.

Jetzt gibt es vier Fraktionen:

1. Jene, die davon überzeugt sind, dass die Menschen der Welt nur ernährt werden können, wenn PSM gespritzt werden. Um dem Welthunger zu begegnen, müssen wir die Bienen halt opfern. Dann züchten wir selbstbestäubenden Raps - und wir brauchen keine Bienen mehr. Oder wir züchten PSM-resistente Bienen. Dank Genmanipulation ist ja alles möglich. Das sind die Technikraten, haben für alles eine technische/chemische Lösung.

2. Jene, die mit Pestiziden Geld verdienen wollen. Denen sind Menschen eh egal, ob Bauern, Imker oder Hungernde. Moral ist ein Kostenfaktor, den man wegrationalisieren kann zwecks Erhöhung der Rendite. Das sind die Kapitalisten.

3. Jene, die PSM und GVO (genveränderte Organismen) abschaffen wollen, um der Vergiftung von Natur, Bien und Mensch Einhalt zu gebieten: es geht so nicht weiter. Das sind die Öko-Freaks.

4. Jene, die alles bloß wie gehabt weitermachen wollen, um möglichst nicht nachdenken zu müssen. Konventionelle Landwirtschaft heißt heute: Gift auf die Felder. Die Macht der Tatsachen ist stärker als die Macht des Geistes (der Bedenkenträger). Allein die Tatsache, dass Gift gesprüht wird, zwingt diese Leute, das gut zu heißen. Das sind die modernen Sklaven.

Im Grunde genommen geht es um folgenden Konflikt: Was sagen wir jenen, die behaupten: "Wer gegen Spritzmittel ist, ist für den Welthunger, bzw. ist bereit, Millionen Mensch dem Hunger zu opfern, bloß, damit sein Umweltgewissen ihn nicht peinigt." so sagte mir jemand vor ein paar Jahren.

Übrigens: Ich stand einmal im Kontakt mit einem ziemlich einflussreichen Landwirtschaftsexperten, der mir sinngemäß sagte: "Was meinst du, welche Anstrengung, welchen Druck (seitens Pharmaindustrie, Politik und Banken), es erforderte, bis die Bauen endlich bereit waren, Gift auf ihre Felder zu spritzen? Man musste so weit gehen, ihnen jede Kreditmöglichkeit zu nehmen, wenn sie kein Gift kaufen wollen! Bauern wurden mit Vernichtung ihrer Existenz bedroht! Kredite nur zusammen mit Gift!"

joachim
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