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Im Deutschen Imkerjournal (12/1996) finden wir unter der Überschrift "Wallner-Königinnen im Test" einen Artikel von Dr. Gerhard Liebig, in welchem er Alois Wallners Behauptung, er habe eine varroaresistente Biene gezüchtet, mit eigenen Tests überprüfte. Wallner gibt in http://members.chello.at/helmut.wallner/default.htm an, seine Bienen würden den Milben die Beine abbeißen und damit die Varroose unter Kontrolle halten. Dr. Liebig erhielt von Alois Wallner 18 Königinnen, die er in eigene varroageschädigte Ableger einweiselte. Nach einigen Wochen, als sämtliche Arbeiterinnen der Wallner-Ableger Nachkommen der Wallner-Königinnen waren, startete er einen Vergleichtest mit normalen Carnica-Ablegern. Aus dem Vergleich ging hervor, dass es keine Varroa-Resistenz der Wallnerbienen gebe.
Ich kritisiere an Dr. Liebigs Experiment zwei Punkte:
Es wurde nicht überprüft, ob Wallners Behauptung, seine Bienen würden die Beine der Varroamilben abbeißen, stimmt!! Stattdessen wurden ganz andere Experimente gemacht. Ich kenne diese Methode aus der Kriegsführung, wonach man dem Feind die eigene Methoden aufzwingen und die Waffenwahl in eigene Hände bekommen müsse; dann habe man schon die halbe Schlacht gewonnen.
Um ein echtes wissenschaftliches Experiment zu machen, das Wallners Methode wirklich geprüft hätte, hätte an Wallners Bienenständen die Varroaresistenz geprüft werden müssen. Durch Dr. Liebigs Experiment wurden Parameter* in den Test einbezogen, die bei Wallner nicht vorlagen. Andererseits wurden Parameter* weggelassen, die für die Resistenz möglicherweise entscheidend gewesen wären. Das ist wissenschaftlich unanständig und daher anfechtbar. Ich schließe aus Dr. Liebigs Vorgehen, dass er möglicherweise ein bestelltes Resultat abliefern sollte, denn nach meinem Wissen kannte er die Bedingungen eines Scheiterns, bzw. Gelingens sehrwohl. Als Beleg meiner These diene ein Wort eines seiner Kollegen, was aufzeigen soll, dass Dr. Liebig sehrwohl wusste, was er tat und welches Resultat er erhalten würde.
Bienenexperte Herbert Mehl: "Eine Imkerei hinsichtlich ihres ökologischen Wertes daran messen zu wollen, welche Varoatosebehandlungsmittel eingesetzt werden, muss in eine Sackgasse führen, denn es ist egal, durch welches Behandlungsmittel eine Anpassung von Varroa-Milbe und Biene verhindert wird, weil durch ständige Behandlungen entsprechende Erbanlagen sich nicht durchsetzen können."
Was Dr. Liebig machte, war, Wallners Bienen unter Bedingungen zu testen, bei denen diese ihren Überlebensvorteil mit Sicherheit einbüßten. Und wie muss ich Wallners Verhalten interpretieren? Warum erklärte er sich mit diesem Test überhaupt einverstanden? Die Erklärung kann nur lauten, dass Wallner selbst nicht weiß, warum seine Bienen varroaresistent sind. Er glaubt, dass es die Beinebeisserei sei, aber - meine These - es ist eher der Umstand, dass er versehentlich milde Milben züchtete, also milben in einem stabilen Milb-Bien-Verhältnis.
Ich will mit meiner Kritik nicht sagen, dass Liebigs Test völlig sinnlos war; was ich sagen möchte, ist vielmehr, dass der Test noch nicht beendet war. Die Verkündung seines niederschmetternden Ergebnisses war vorschnell und daher falsch. Liebig hatte bisher nur gezeigt, dass die Varroaresistenz der Wallnerbienen nicht genetisch bedingt ist. Es gibt jedoch noch andere zu prüfende Möglichkeiten, zB erlerntes Verhalten eines Bienenvolkes, eine Besonderheit der Milben auf Wallners Bienenstand ("milde Milben") sowie die besondere imkerliche Betriebsweise Wallners.
* Hinzugefügte und weggelassene Parameter verändern die sog. Randbedingungen des Experimentes. Das ist wissenschaftlich unzulässig. Ein Beispiel aus der Physik: ein Physiker misst die Lichtgeschwindigkeit in der Luft und kommt auf 300000 km/sec. Nun 'überprüft' ein anderer Physiker das Ergebnis, misst die Geschwindigkeit jedoch im Wasser (andere Randbedingung) und kommt zu einem anderen Ergebnis. Dieses darf jedoch nicht als Widerlegung des ersten Ergebnisses interpretiert werden!!!
Anmerkung 3.2.2008: Wie sich Dank des Hinweises eines neuen Forenmitgliedes - siehe gegen Schluss dieses Threads - zeigt, waren die Versuchsvoraussetzungen Dr. Liebigs beim Wallner-Bienen-Test andere, als ich dachte. Ich war nach meiner Lektüre Wallners HP davon ausgegangen, dass Wallner einen "Resistenzstand" hat, an der er seine Bienen nicht mit Säure behandelt - und an dem die Bienenvölker trotzdem überleben, und zwar aufgrund der Erfolge seiner Zuchtbemühungen, die Waller "Killerbieneneffekt" und ähnlich tituliert. Nun erfahre ich, dass Wallner auch am Resistenzstand offenbar Ameisensäure benutzt - angeblich, um den Erfolg des "Killereffektes" zu messen. Er bestimmt den Quotienten aus Gesamtmilbenfalls und dem Abfall verletzter Milben. Je höher der Prozentsatz verletzter Milben ist, desto näher komme das Volk dem Zuchtziel. Der Gesamtmilbenfall werde ermittelt, indem Wallner das Resistenzvolk mit Ameisensäutre behandelt.
Das ist der Stand meines Wissens.
In diesem Sinne erscheint Liebigs Test in einem völlig anderen Licht. Trotzdem muss meine Kritik an Liebig aufrecht erhalten werden, denn Wallner behauptet, seine Bienen würden den Milben die Beine abbeißen, und Liebig prüft diese Behauptung nicht nach.